Alpine A110 beim Abbiegen auf einer Landstraße
Moderne Klassiker

Alpine A110 R: Reminiszenz an das ursprüngliche Konzept eines Sportwagens

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Ein sonniger Nachmittag auf kurvigen Landstraßen mit der aktuellen Alpine A110 R fühlt sich an wie eine Zeitreise in die 60er- und 70er-Jahre, als Sportwagen noch kompakt, knackig und leicht waren. Sie vermittelt das direkte Fahrgefühl vergangener Tage – ohne überflüssigen Ballast oder digitalem Blendwerk. Stattdessen ein klares Versprechen: Authentischer Fahrspaß. Die A110 R ist nicht retro – sie ist eine Erinnerung daran, wie Sportwagen ursprünglich gemeint waren.

Moderne Sportwagen….

sind längst zu übergewichtigen, überbreiten Statussymbolen verkommen. Zwei Meter breit, fast zwei Tonnen schwer, vollgestopft mit Technik – auf kurvigen Landstraßen fehlt ihnen oft das, was einen echten Sportwagen ausmacht: Leichtigkeit, Präzision, Fahrfreude. Was früher mit einem kurzen Gasstoß und etwas Mut erledigt war, gerät heute zum nervösen Balanceakt zwischen Rückspiegelkontrolle und Spurtreue. Die ursprüngliche Idee – kompakt, agil, direkt – ist verloren gegangen. Nur wenige Modelle wie die Alpine A110 halten dieses Konzept noch lebendig. Doch auch hier droht die Uhr abzulaufen, bevor neue Sondermodelle den Purismus verwässern. Wer also wissen will, wie sich ein echter Sportwagen anfühlen soll, sollte nicht zu lange warten.

Alpine-Sportwagen werden bald zu 100 % elektrisch

Nicht weniger als sechs Sondereditionen der Alpine gab es in jüngster Vergangenheit. 2025 feiert die Marke 70. Geburtstag – aktuell stehen noch drei Versionen auf der Website des Herstellers – die A110 R ist schon ausverkauft. Und auch die 110 limitierten Exemplare der 345 PS starken A110 R „Ultime“ waren nach der Vorstellung auf der Mondial Paris 2024 in Windeseile an Leichtbau-Enthusiasten in Europa verteilt. 2026 ist dann aber wirklich Schluss mit „Leicht & Lustig“. Alpine wird zu 100 Prozent elektrisch und wir wollen uns gar nicht ausmalen, wie sich eine E-Alpine anfühlen wird. Die erstmal eine Tonne Batterien mit sich rumschleppen muss, bevor auch nur der erste Meter zurückgelegt ist.

Blick in den Motorraum der Alpine A110

Ein Blick zurück in die Zeiten der Ur-Alpine

Das waren noch Zeiten, in denen die Ur-Alpine noch gegen den Ur-Elfer antrat. Eine fast schon epische Paarung zweier Heckmotor-Ikonen. Die Franzosen waren ein paar Monate früher dran, stellten die A110 1962 vor, der 911 stand 1963 auf der IAA. Schon kurz darauf duellierten sie sich nicht nur auf den Kurvenkursen der Rallye-Welt- und Europameisterschaft. Auch in Le Mans und bei der Targa Florio traten die französische Vierzylinder-Kunststoff-Flunder und der teutonische Sechszylinder-Boxer mehrfach gegeneinander an. Während die Alpine die Rallye-Strecken dominierte, hatte der Porsche die Nase meist auf der Rund- und Langstrecke vorn. Hier endete dann für lange Zeit die Gemeinsamkeit.

Alpine wurde von Renault übernommen und stellte die Produktion der Ur-A110 bereits 1977 ein. Porsche entwickelte den 911 in vielen Iterationsstufen bis zum aktuellen 992-2 – einem Trumm von Sportwagen, das bis auf die ikonische Silhouette und das Heckmotor-Layout mit dem Ur-Modell nur noch wenig gemein hat. Anderthalb Tonnen bringt ein aktueller Elfer heute auf die Waage – mindestens. Selbst der leichte GT 3 liegt nur zwölf Kilo drunter.

Alpine A110 R – Radikal reduziert, kompromisslos konzentriert

Mit der A110 R treibt Alpine das Konzept des Leichtbaus auf die Spitze. Türen, Haube, Felgen, sogar die Rückscheibe – alles aus Carbon. Selbst die Recaro-Schalensitze sparen jedes überflüssige Gramm. Die vier Karbon-Felgen sparen zusammen 12,5 Kilo, insgesamt sind es 34 Kilo. Selbst an der dritten Bremsleuchte wurde gespart. Die ist in eine Kunststoff-Heckscheibe integriert, spart nochmal vier Kilo. Während wir ja sonst gerne mal auf die Karosserie klopfen und uns am satten Sound erfreuen, klingt das hier eher nach Cola-Dose. Und das ist gut so!
Das Ergebnis: 1.082 Kilogramm fahrfertig, gepaart mit kompromisslosem Fokus auf Aerodynamik und Stabilität. Kein Komfort-Zugeständnis, kein Design-Schnickschnack. Die R ist keine aufgeblasene Sonderedition, sondern die schärfste, direkteste Interpretation dessen, was die A110 seit jeher ausmacht: Radikale Fahrfreude in Reinform.


10 spannende Fakten über die Alpine A110

  1. Wiederbelebung einer Legende: Die aktuelle Alpine A110 wurde 2017 vorgestellt – als Hommage an das gleichnamige Modell aus den 1960er-Jahren. Sie kombiniert Retro-Design mit moderner Technik.
  2. Pause von 1995 bis 2017: Nach dem Produktionsende der A610 lag Alpine über 20 Jahre auf Eis. Erst 2017 wurde die Marke mit der neuen A110 wiederbelebt.
  3. Mittelmotor-Konzept: Die A110 besitzt einen 1,8-Liter-Turbo-Vierzylinder in Mittelmotorbauweise. Dadurch ergibt sich eine ausgewogene Gewichtsverteilung von 44:56 (vorn/hinten).
  4. Leistungsstufen zwischen 252 und 300 PS: Die A110 ist in mehreren Varianten erhältlich: Basisversion (252 PS), A110 S (300 PS), A110 GT (komfortorientiert) und A110 R (trackorientiert).
  5. Produktion in Dieppe: Die A110 wird – wie das Original – im traditionsreichen Alpine-Werk in Dieppe (Normandie) gefertigt. Jede Alpine entsteht dort in Handarbeit.
  6. Kein Handschalter erhältlich: Alle Varianten der neuen A110 sind ausschließlich mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (Getrag) erhältlich – sportlich abgestimmt, aber komfortabel im Alltag.
  7. Kleines Ladevolumen, großer Fahrspaß: Vorn und hinten gibt es kleine Stauräume, aber Gepäck ist Nebensache. Die A110 will gefahren werden – nicht transportieren.
  8. Erster großer Erfolg: A110 Berlinette. Die ursprüngliche Alpine A110 wurde 1962 vorgestellt und gewann 1973 die erste Rallye-Weltmeisterschaft für Hersteller – ein Meilenstein.
  9. Enge Verbindung zu Renault: Alpine arbeitete immer eng mit Renault zusammen und wurde 1973 komplett übernommen. Heute ist Alpine die offizielle Performance-Marke von Renault.
  10. Motorsport-DNA bis heute: Neben der Straßenversion der A110 ist Alpine auch im Motorsport aktiv – etwa mit der A110 GT4, dem A110 Cup und mit einem Werksteam in der Formel 1.
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