Mini John Cooper Works GP
Moderne Klassiker

Alles, nur kein Gentleman

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Auch wenn man den Eindruck haben könnte, Autofahren würde nur noch von Ökologie bestimmt, es gibt sie noch: Echte Karren, die einfach nur Spaß machen wollen. Ein wenig Nachhaltigkeit darf aber auch hier nicht fehlen.

Mini John Cooper Works GP Oliver Heilmer Chef-Designer

Eine Design-Ikone wie den Mini immer wieder neu erfinden zu müssen, ist eine ordentliche Herausforderung. Für Oliver Heilmer, Chef-Designer von Mini ist das Alltag – aber was für einer! Mit dem neuen Mini John Cooper Works GP zeigt er, welche Interpretationsbreite das klassische Mini-Konzept gerade heute im Spannungsfeld zwischen Fahrspaß, Nachhaltigkeit und Design eröffnet. Nicht zuletzt durch innovative Technologien, wie den 3D-Druck, die den Designern im neuen Works GP ungeahnte Möglichkeiten gaben, um ein bisher nicht gekanntes Maß an Individualisierung bei gleichzeitig ressourcenschonender Produktion möglich zu machen. Dabei ist aber auch die neueste Inkarnation des John Cooper Works GP vor allem eines: ein rattenscharfes Geschoss! Wir haben uns den heissesten Serien-Mini aller Zeiten bei einem exklusiven Sneak-Preview in München schon einmal angesehen. Und mit Oliver Heilmer darüber gesprochen, was John Cooper für ihn bedeutet und wie es gelingt, den Spirit einer 60er-Jahre Hinterhof-Garage auf ein aktuelles Auto zu übertragen.

Wer sich die Fotos anschaut wird schnell feststellen, dass es die Designer erst gar nicht mit Retro-Zitaten versucht haben. Zwar findet sich auch am aktuellen Works GP das eine oder andere Element, das sich in der legendären Vergangenheit verorten lässt und auf das Oliver Heilmer uns bei der Vorstellung explizit hinweist. Aber Stripes, Dachfarben oder auch Felgen-Formen bleiben am Ende eben doch nur formalistische Zitate ohne wirklich funktionalen Nutzen. Viel wichtiger ist schon, dass der Works GP unter den aufgemotzten Hauben, Spoilern und Spats im konzeptionellen Herzen die wirkliche Essenz von John Cooper in sich trägt. Die Inspiration dazu holte sich Heilmer vor einiger Zeit aus dem Austausch mit Charlie Cooper, Enkel von John Cooper, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht nur die Asche seines Großvaters zu bewahren, sondern dessen Feuer weiter zu geben. Sein Großvater sei nie ein Fan von „waste“ gewesen, gab er Heilmer und seinem Team mit. Und dass er selbst von sich sagte, nie ein Gentleman gewesen zu sein, sondern ein „Garage-Guy“. Bei dem vor allem eines zählte: Performance! Beide Themen spielt Mini mit dem aktuellen Works GP. 306 PS, 0 auf 100 in 5,2 Sekunden. Das muss im Moment als Info reichen, denn fahren konnten wir den Feger noch nicht. Sind aber gespannt, wie er sich auf der GP-Strecke machen wird.

Das Thema „no waste“ adressiert man mit Anbauteilen aus recyceltem Karbon. Diverse Aluteile werden „abfallfrei“ im 3D-Druckverfahren erstellt. Und Überflüssiges wird konsequent weggelassen. Eine Rücksitzbank zum Beispiel. Was für einen riesigen, bis zu den Vordersitzen reichenden Kofferraum sorgt, der den John Cooper Works GP zum vermutlich schnellsten Lieferwagen der Welt macht. Die Chancen, dass demnächst der DHL-Mann bei Ihnen damit vorfährt sind jedoch vergleichsweise gering. Nur 3.000 Stück wird es geben – weltweit. Und dann ist Schluss. Definitiv. Über den Preis wurde in München erstmal nicht geredet. Aber auch der dürfte ein limitierender Faktor für den Einsatz beim Paketdienst sein.

Natürlich kann es heute kein Interview mit einem Automobil-Manger mehr geben, in dem nicht auch die Themen Nachhaltigkeit und alternative Antriebe eine Rolle spielen. Ob er sich da nicht durch das formale Erbe des Mini ein wenig eingeschränkt fühle, fragten wir Oliver Heilmer. Immerhin böte ein Auto mit alternativem Antrieb den Designern ja völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten jenseits der klassischen automobilen Formensprache, die in den letzten hundert Jahren vor allem von den konzeptionellen Eckpunkten und Notwendigkeiten des Verbrennungsmotorkonzeptes geprägt war. Und die Sir Alec Issigonis im Ur-Mini ja genial für die heute legendäre Mini-Formensprache nutzte. Darüber müsse man sich von Anfang an bewusst sein, wenn man beginnt, für Mini zu arbeiten, sagt Heilmer dazu. Das Gegebene immer wieder neu erfinden zu müssen empfinde er ohnehin als viel spannender, als ein Blank-Sheet-Approach, der ihn eher an einen Studenten mit Anfang zwanzig erinnere, der einfach irgendwie ein cooles Ding machen will.

Nun ja, den Blank-Sheet-Approach von Alec Issigonis, der überhaupt erst zum Mini führte, dürfte er dabei bewusst außen vor gelassen haben …

Mini Alec Issigonis

Text Berthold Dörrich  Fotos Mini


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