Als Porsche Mitte der 1990er-Jahre den Boxster präsentierte, war das ein Wagnis – und zugleich der Rettungsanker der Marke. Der kompakte Roadster mit Mittelmotor verband klassisches Porsche-Feeling mit moderner Alltagstauglichkeit. Heute, fast 30 Jahre später, ist die erste Generation (986) längst zum Klassiker gereift, die zweite (987) gilt als begehrter Youngtimer, während die Generationen 981 und 982 als Neoklassiker der Extraklasse gehandelt werden. Der Boxster steht sinnbildlich für den Neustart der Marke: puristisch, fahraktiv, bezahlbar – und gebaut für Menschen, die lieber fahren als nur besitzen.

Ein neuer Anfang für Porsche – und ein Roadster mit Kultpotenzial
Der Porsche Boxster war mehr als nur ein neues Modell – er war ein Neustart für die Marke. Als er 1996 auf den Markt kam, löste er den 968 ab und brachte das klassische Porsche-Gefühl zurück auf die Straße: kompakt, leicht, mit einem waschechten Sechszylinder-Boxermotor im Heck. Sein Design zitierte bewusst den legendären 550 Spyder, jenen puristischen Rennwagen aus den 1950er-Jahren, der Porsches Mythos mitbegründete.
Der Boxster traf den Nerv seiner Zeit – in einer Ära, in der der Mazda MX-5 die Lust am offenen Fahren neu entfacht hatte. Der Name selbst war ein Statement: eine Wortschöpfung aus Boxer (für den Motor) und Roadster (für die Karosserieform). Damit stand er für das Beste aus beiden Welten – Performance und Leichtigkeit, Emotion und Technik. Vom Start weg war klar: Der Boxster würde kein gewöhnlicher Einstiegs-Porsche sein, sondern ein Auto mit dem Potenzial zum Klassiker.
Vom Showcar zur Serienikone – wie der Boxster entstand
Der Porsche Boxster war nicht nur ein technisches, sondern auch ein gestalterisches Statement. Entworfen wurde er von Designer Grant Larson unter der Leitung von Harm Lagaay, der bereits den 968 und später den 996 verantwortete. Der Entwicklungsauftrag war klar: ein Roadster mit Mittelmotor, der die DNA klassischer Porsche-Rennwagen wie des 550 Spyder oder 718 RS 60 in die Moderne überträgt – und zugleich die Basis für den kommenden 911 teilen sollte. Dieses Gleichteilkonzept war strategisch entscheidend, um die Produktionskosten zu senken und die Marke wirtschaftlich zu stabilisieren.

Das Ergebnis war ein klares, spannungsreiches Design mit kurzen Überhängen, fließenden Linien und einem zentralen Auspuff – Elemente, die das Showcar von der Detroit Motor Show 1993 weltbekannt machten. Die Studie löste Begeisterung aus: ein moderner, eleganter Sportwagen mit klassischem Porsche-Charakter. Für die Serienfertigung musste der Boxster zwar leicht wachsen, um Platz für Technik und Gleichteile mit dem 911 zu schaffen, doch die Proportionen blieben erhalten – und mit ihnen der unverwechselbare Charme, der den Boxster bis heute prägt.
Vom Retter der Marke zum modernen Klassiker
Als der Porsche Boxster 1996 in Serie ging, ahnte niemand, dass er bald zum wirtschaftlichen Lebensretter der Marke werden würde. Seine technische Nähe zum 911 – insbesondere beim Fahrwerk und den Antriebskomponenten – machte ihn nicht nur günstiger in der Entwicklung, sondern auch rentabler in der Produktion. Rund 170.000 verkaufte Exemplare der ersten Generation (986) sorgten dafür, dass Porsche wieder profitabel arbeiten konnte. Designmerkmale wie die typischen „Spiegelei“-Scheinwerfer oder die nicht immer perfekten Dichtungen des Boxermotors taten dem Erfolg keinen Abbruch – der Boxster traf den Nerv einer neuen, jüngeren Käuferschicht, die Fahrspaß und Porsche-Flair zu einem realistischen Preis suchte.
Die zweite Generation (987, 2005–2012) setzte den Erfolg fort und brachte erstmals das Coupé-Schwestermodell Cayman, das die technische Basis teilte. Gemeinsam entstanden knapp 130.000 Fahrzeuge. Die dritte Generation (981, 2012–2016) brachte eine neue Designlinie, ein nochmals steiferes Aluminium-Stahl-Chassis und eine deutlich reifere Straßenpräsenz – viele sehen sie als den besten klassischen Boxster. Mit der vierten Generation (982, ab 2016) folgte die Namensänderung zu 718 Boxster und der Wechsel auf aufgeladene Vierzylinder. Nur die Topversionen GTS 4.0, Spyder und das Jubiläumsmodell „25 Jahre“ mit 1250 Stück blieben dem charakteristischen Sechszylinder treu – ein klares Bekenntnis zur Tradition inmitten des technischen Wandels.
25 Jahre Boxster – Evolution eines Klassikers

Ein Vierteljahrhundert Entwicklung macht deutlich, wie konsequent Porsche den Boxster über die Generationen verfeinert hat. Vergleicht man das Jubiläumsmodell „25 Jahre Boxster“ mit der Urversion von 1996, wird der Fortschritt messbar: nahezu doppelte Leistung, deutlich mehr Drehmoment und – dank moderner Doppelkupplung – eine Beschleunigung, die rund drei Sekunden schneller auf 100 km/h bringt. Trotz der technischen Weiterentwicklung blieb die Grundidee erhalten – kompakte Maße, perfekte Balance und pures Fahrgefühl.
Das Sondermodell ist optisch sofort erkennbar: Die 20-Zoll-Felgen in der Sonderfarbe Neodyme – ein kupferartig schimmerndes Braun – erinnern an die erste Designstudie von 1993, die damals in GT-Silbermetallic präsentiert wurde. Heute zieren die eleganten Akzente die Frontschürze, die seitlichen Lufteinlässe und die Schriftzüge. Angeboten wurde der Jubiläums-Boxster in drei Farbtönen: GT-Silbermetallic, Tiefschwarz und Carraraweiß, kombiniert mit einer Innenausstattung aus leuchtend rotem Leder – eine Hommage an die klassische Porsche-Farbwelt der 1990er-Jahre.
Wertstabil, begehrt und bald Geschichte
Der Porsche Boxster hat längst bewiesen, dass Fahrspaß und Werterhalt keine Gegensätze sind. Das Jubiläumsmodell „25 Jahre Boxster“ lag bei seiner Einführung knapp unter der 100.000-Euro-Grenze – heute werden gut gepflegte Exemplare für rund 80.000 Euro gehandelt. Eine beeindruckende Preisstabilität, die sinnbildlich für die gesamte Baureihe gilt. Besonders die Generationen 981 und 982 mit ihren charakteristischen Sechszylindern gelten als die gefragtesten Modelle auf dem Gebrauchtmarkt: selbst Fahrzeuge aus 2012 mit weniger als 100.000 Kilometern erzielen noch rund die Hälfte ihres einstigen Neupreises.
Wer ein kleineres Budget hat, landet zwangsläufig bei den älteren Generationen. Ein guter 986 ist heute kaum unter 15.000 Euro zu finden, solide 987-Modelle beginnen bei etwa 20.000 Euro – beide bieten authentisches Porsche-Gefühl, sofern sie technisch gepflegt sind. Vorsicht ist nur bei vermeintlichen „Schnäppchen“ um 10.000 Euro geboten, denn Wartungsstau und Reparaturen können teuer werden.
Fest steht: Ein Boxster macht süchtig. Wer einmal erlebt hat, wie unmittelbar dieser Roadster auf Gas, Lenkung und Gefühl reagiert, will meist mehr – und greift irgendwann zu einem neueren Modell. Die Zeit dafür könnte günstig sein: Der nächste Boxster wird rein elektrisch fahren. Damit endet eine Ära des Porsche-typischen Boxersounds – und die bisherigen Generationen gewinnen wohl noch weiter an Sammlerwert.






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10 spannende Fakten rund um den Porsche Boxster
- Der Produktionsort war Uusikaupunki in Finnland, wo Valmet Automotive die ersten Serienfahrzeuge für Porsche baute.
- Der Boxster war das erste Porsche-Modell mit Wasserkühlung, noch vor dem 911 (996).
- Der cW-Wert der ersten Generation lag bei 0,31 – ein Spitzenwert für einen offenen Sportwagen der 1990er.
- Im Gegensatz zum 911 besitzt der Boxster zwei Kofferräume – einen vorne und einen hinten.
- Der erste Motor leistete 204 PS aus 2,5 Litern Hubraum; 2000 kam der 2,7-Liter mit 220 PS.
- Das Verdeck der ersten Serie ließ sich in zwölf Sekunden öffnen – schneller als beim 911 Cabrio.
- In Japan wurde der Boxster anfangs als „Porsche Roadster“ vermarktet, weil der Kunstname dort ungebräuchlich war.
- Der 981 war das erste Modell mit einem vollständig aus Aluminium gefertigten Aufbau.
- Der 981 GTS schaffte 285 km/h Spitze
- Die Farbpalette der ersten Generation umfasste 25 Serienfarben, darunter das seltene „Pastel Yellow“
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