Rainer Buchmann – visionärer Autodesigner, der die Welt der Automobilindustrie durch seine innovativen Ideen und seine mutigen Konzepte nachhaltig geprägt hat. Mit einem scharfen Auge für Details und einem unerschütterlichen Streben nach Perfektion hat Buchmann die Grenzen des Fahrzeugdesigns immer wieder neu definiert. BB-Design feiert nun sein 50-jähriges Jubiläum.
Die durch Rainer Buchmann in den 1970er Jahren gegründete Firma bb-Design hat sich auf die Veredelung und das Design von Luxus- und Sportwagen spezialisiert. bb Design ist seit jeher bekannt für seine spektakulären und futuristischen Designs und den Einsatz neuster Technologien wie elektronische Armaturenbretter und innovative Beleuchtungssysteme, die ihrer Zeit weit voraus waren. Ein bemerkenswertes Projekt war der “BB Mercedes CW 311”, ein Konzeptfahrzeug, das 1978 vorgestellt wurde und durch seine aerodynamische Form und fortschrittliche Technik beeindruckte.
Als Individualist wählt Buchmann eine besondere Studienkombination
Buchmann wählte an der Hochschule in Darmstadt eine eher untypische Studienfachkombination aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften. In die Industrie wollte er eigentlich nie. „Konzerne können und wollen nicht lernen, wo die Entwicklung hingeht. Sie lernen immer Jahre und Jahrzehnte später und immer the hard way“.
Früh wusste er aber, dass er sich mit Automobilen beschäftigen, sie individualisieren, den Wünschen ihrer Besitzer anpassen, sie ihnen auf den Leib schneidern wollte. Während das Studium dazu beitrug, dass Buchmann sich am Horizont abzeichnende technische Entwicklungen und die sich daraus ergebenden Chancen rasch erkennen und analysieren konnte, sorgten der Handel und erste Versuche, die Fahrzeuge den Wünschen der Kunden anzupassen, dafür, dass sich eine gewisse finanzielle Basis ergab. So wurde 1974 die Firma bb gegründet – genauer gesagt: bb Auto Exklusiv Service GmbH & Co. KG.
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde das Talent Buchmanns schon früh erkannt. »Was Rainer Buchmann von den Auto-Tunern und -Veredlern der damaligen Zeit unterschied und den Erfolg von bb ausmachte, war sein Gespür für Innovationen – nicht allein für ihre technische Plausibilität, sondern auch für ihre Verwertbarkeit und Zukunftsfähigkeit. So war es gar nicht zu vermeiden, dass er die Vorteile seines kleinen Unternehmens, die Reaktionsschnelligkeit und die Flexibilität, konsequent nutzte, um neue Technik rascher anwendungsreif zu machen als die großen Konzerne der Automobilindustrie«.
Buchmann spielte seinen Vorteil gegenüber den behäbigen Konzernen aus und machte dabei erstmals eine Vielzahl von Technologien der Autoindustrie zugänglich.
Der „Rainbow“-Elfer als das wohl berühmteste Fahrzeugprojekt
Insgesamt hat bb-Design rund 150 bis 200 Fahrzeuge hervorgebracht. Allen voran eines der legendären Show-Cars »Rainbow« 911 Turbo Targa. Da es den Turbo von Porsche zur damaligen Zeit nur als Coupé gab, entwickelte Buchmann den ehrgeizigen Plan, einen Targa zum Turbo umzubauen. Die Kunden waren begeistert.
Doch wie kam dieser Wagen zu seinen berühmten Regenbogenfarben? Eines Tages kam der Europa-Manager der US-Firma Polaroid, der auch für die Ausstellung auf der photokina 1976 in Köln verantwortlich war, auf Buchmann und BB-Design zu. Er hieß Manfred Heiting und beauftragte Buchmann damit, seinen Turbo Targa mit Regenbogen-Farben – die zur Corporate Identity von Polaroid gehörten – zu lackieren und in Köln auf den Polaroid-Stand zu stellen. Die Leihgebühr für den Turbo Targa betrug 5300 Mark netto. Ein lächerlicher Preis in Relation zu der Werbung, die der Wagen bescherte.
Der Turbo Targa schaffte es auf die Titelseiten renommierter Zeitschriften
Das Fahrzeug schaffte es auf die Titelseite von auto, motor und sport, ein Adelsprädikat, das für weitere Aufträge sorgte. Der Wagen war rund um die Welt bei allen Autozeitschriften beliebt und begehrt – dementsprechend erschienen Dutzende von Geschichten über den Turbo Targa.
Der wirkliche Ruhm begann 1980 mit der Filmkomödie »Car Napping«, bei dem der Rainbow-911 und der mittlerweile ebenfalls gebaute CW 311 nicht weniger als 15 Millionen Zuschauer begeisterten. Danach war das Label bb überall bekannt.
Der CW 311 tritt auf die große Showbühne
Der CW 311 war das Ergebnis der Zusammenarbeit von Rainer Buchmann mit Eberhard Schulz, einem Porsche-Designer, der die Pläne für einen neuen Mercedes-Benz Flügeltürer im Gepäck hatte und fragte, ob bb das Thema realisieren könnte. So kam Eberhard Schulz nach Frankfurt und der CW 311 nahm langsam Gestalt an. Da sich die Entwicklung und Realisierung teurer als erwartet herausstellten, machte sich Rainer Buchmann auf die Suche nach Sponsoren – und fand sie auch schnell.
Zuerst stieg der Playboy und dann auto, motor und sport mit einer Titelgeschichte und die renommierte Schweizer Automobil Revue mit einem großen Bericht in das Projekt ein. Bald darauf folgte der Stern mit einer fünfseitigen Story – und Mercedes-Benz blieb nichts anderes übrig, als Buchmann zu dem »interessanten Auto, dessen sportlich-dynamische Linienführung sich gekonnt an sein berühmtes Flügeltüren-Vorbild anlehnt«, zu gratulieren.
Die raffinierte PR-Geschichte um den Stern in der Fronpartie
Ein Stern in der Frontpartie – das war natürlich das Markenzeichen von Mercedes. Daher würzte Mercedes seine Gratulation mit dem dezenten Hinweis, dass der Stern in der Frontpartie verschwinden müsse, wenn es nicht bei dem einen Exemplar des CW 311 bliebe. Das war natürlich eine hervorragende PR-Geschichte. So eine PR-Geschichte wollte BMW auch haben. bb wurde damit damit beauftragt, eine Motorradstudie zu entwickeln, die unter der Bezeichnung »BMW Futuro« für Furore sorgte.
Buchmann: »Mit seinem Monocoque-Rahmen, einem Zweizylinder-Boxermotor mit Turbolader und einem vollelektronischen Cockpit mit Flüssigkristall-Display war die Futuro ihrer Zeit mindestens zehn Jahre voraus«. Es kam, wie es immer kam – die Futuro erhielt weltweit eine tolle Resonanz, der PR-Wert lag in Millionenhöhe, aber die Technologie kam nicht zum Serieneinsatz.
Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Octane-Magazins, wie die Geschichte von bb-Design nach dem CW 311 weiterging und warum die Erfolgsgeschichte auch nach 50 Jahren noch nicht zu Ende geschrieben ist.
Das ganze Portrait über Rainer Buchmann lesen Sie in OCTANE #72
10 spannende Fakten rund um Rainer Buchmann & bb Design
- Im Jahr 1986 musste das Unternehmen aufgrund einer Insolvenz aufgelöst werden. 28 Jahre später, im Jahr 2014, begann der Unternehmensgründer Rainer Buchmann, die Marke bb wieder neu aufzubauen.
- Buchmann experimentierte mit verschiedenen Materialien, einschließlich Kevlar und Carbonfaser, um die Leistung und das Design seiner Fahrzeuge zu verbessern.
- Buchmann präsentierte 2014 den „bb Moonracer“, eine Neuinterpretation des Regenbogen-turbo-targa von 1976 auf Basis eines 1980er Porsche Targa.
- Für seine „Elektrische Steuervorrichtung für Fahrzeuge“ besitzt Buchman ein offizielles Patent.
- Für den Besitzer der exklusiven Diskothek Dorian Gray rüstete Rainer Buchmann dessen Stretch-Limousine mit einer beeindruckenden Lichtorgel aus. Zudem verbesserte Buchmann die unzuverlässige Elektronik eines Rolls-Royce, der aufgrund seiner Schwäche, beim Einschalten der Stereoanlage zusammenzubrechen, den Spitznamen “King of Darkness” trug.
- Der erste Regenbogen-Porsche war bereits mit Unterhaltungselektronik im Wert von etwa 50.000 Mark ausgestattet – allein das Autotelefon hatte einen Preis von 18.000 Mark.
- Über die Verbindung zu Polaroid erhielt Rainer Buchmann Zugriff auf den Entfernungsmesser der Sofortbildkameras, den er nutzte, um die weltweit erste Einparkhilfe zu entwickeln.
- Ein Freund aus der Luftfahrtindustrie unterstützte Rainer Buchmann bei der Programmierung des ersten digitalen Informationssystems in einem Auto, das bereits damals auf Spracheingaben reagieren konnte.
- Buchmann erfand sowohl das erste Multifunktionslenkrad als auch die erste Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung.
- Mit dem „Magic Top“ entwickelte Buchmann ein Dachsystem, mit dem sich ein Coupé in ein Cabrio verwandeln ließ.
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