#29, Peugeot, 205 GTO Gruppe A, Rallye,
Klassiker

Peugeot 205 GTI Gruppe A – Wiedersehen nach 25 Jahren

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Es muss Schicksal sein, dass Dominic Delaney und sein wiederentdeckter Peugeot 205 GTI Gruppe A heute wieder die Pisten der Rallyewelt unsicher machen.

Ob es Schicksal gibt? An der Beantwortung dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Geschichte Dominic Delaneys und seines Peugeot 205 GTI Gruppe A klingt, als seien beide füreinander bestimmt. 1986 kaufte Dominic das brandneue Auto zu seinem 19. Geburtstag. Danach verlor er den Wagen 25 Jahre lang aus den Augen. Als er ihn schließlich wieder kaufte, stellte sich heraus, dass der Peugeot in einem Schuppen auf ihn »gewartet« hatte. Dominic und sein Peugeot 205 GTI Gruppe A gehören wohl zusammen!

#29, Peugeot, 205 GTO Gruppe A, Rallye,
Wiedersehen nach 25 Jahren: auch die korrekte 1987er RAC-Rallye-Lackierung ist authentisch.

Der Motorsport hat in Dominic Delaneys Leben schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Zu seinen frühesten Kindheitserinnerungen zählen die Übertragungen der »RAC Rally«, die er sich Anfang der 1970er immer gemeinsam mit seinem Vater, im Fernsehen anschaute.

Kein Wunder, dass Dominics berufliche Laufbahn im Rennsport ihren Anfang nahm. Nach zwei Jahren College erkundigte er sich direkt und höchstpersönlich in der TWR-Hauptniederlassung nach einem Job. Da dieser Teil unserer Geschichte in den 1980ern spielt, einer Dekade unbegrenzter Möglichkeiten, bekam er prompt einen Arbeitsvertrag. Dom konnte sein Glück kaum fassen – er baute jetzt Motoren für Tom Walkinshaw Racing, kurz TWR!

Für einen 18-Jährigen verdiente er bei TWR ordentlich. Jetzt wollte Dominic endlich selbst Rennen fahren und so beschloss er, sich zu seinem 19. Geburtstag einen funkelnagelneuen Peugeot 205 1.6 GTI zu gönnen. Sylvester ’86 holte er den Wagen ab. Das Datum hatte zwei Gründe: erstens hatte am Neujahrstag nichts geöffnet und zweitens war der 31.12. Doms Geburtstag.

Sein Plan war, sobald wie möglich ein paar Rallyes zu fahren. Die erste Zusage kam vom Bath-Festival, damals lief die Veranstaltung noch unter dem Titel »Motoring News Championship«. Dom: »Mit 19 fühlst Du Dich einfach unschlagbar, oder? Wir hatten einen Startplatz ergattert und warteten auf die erste Auswahl-Runde, was wir heute als Etappe bezeichnen. Einen Moment lang dachte ich noch: ›Was mache ich hier?‹ – dann hieß es ›3-2-1-los‹, und wir zischten ab.

Ein paar hundert Meter hinter dem Start hatten wir eine lange, scharfe Rechts- kurve zu fahren, von Schotter bedeckt – prompt hob der Wagen ab. Das Auto drehte sich einmal um die eigene Achse und wir fuhren rückwärts in eine Hecke. Es gab keinen nennenswerten Schaden, höchstens ein paar Schrammen, aber weil der Wagen jetzt sowieso »angekratzt« war, habe ich mir keine Sorgen mehr gemacht …«

Einige Rallyes später baute Dominic den Wagen zur Teilnahme an Etappenrennen um, weil er wusste, dass sich die Ära der Straßenrennen ihrem Ende zuneigte. Er kaufte einen Gruppe A-Überrollkäfig von Peugeot zusammen mit einem originalen Ölwannen- und Tankschutz. Wenig später war der Wagen optimiert. Dom wollte seine eigene Vorstellung von »Motorsport pur« umsetzen: Anstatt bei Rallyes mitzufahren, die außer ein paar Kilometern Strecke auf einem Flugplatz und einem Hindernisparcours keine fahrerischen Herausforderungen boten, beschloss er, eine Rallye-Serie nur auf Schotterpisten zu fahren. Anschließend durchlebte er zwar die unvermeidlichen Motor- und Getriebeschäden, räumte aber gleichzeitig immer mehr Klassen-Siege ab. Das lief so weit, bis es für ihn und seine Copiloten immer öfter ums Ausscheiden oder den Klassengewinn ging – wobei letztere Gelegenheiten überwogen.

Eines Tages bewegte er den Peugeot auf der Straße: »Ich fuhr rund 50 km/h im fünften Gang, als plötzlich der Motor stotterte und auf drei Zylinder abfiel. Ich fuhr an den Straßenrand, ließ ihn weiterlaufen und öffnete die Motorhaube. Da steckte eine Pleuelstange im Motorblock, aber ich konnte sehen, dass die Kurbelwelle noch rund lief. Ich hatte aber keinen Penny mehr. Ich nahm also den Motor heraus, baute ihn auseinander und verpackte ihn in Kartons, die ich in den Fußraum stellte. Nach einem Monat entschied ich mich, den Wagen zu verkaufen. Ich habe 3000 Pfund dafür bekommen – nicht schlecht für einen 18 Monate alten Peugeot, dessen Motor man selbst zerschossen hatte. Damit war es eben zu Ende.«

Jetzt spulen wir unseren Film vor ins Jahr 2013. Dom sitzt eines Tages auf seinem Sofa und surft ein bisschen auf eBay herum. Er bemerkt das Pop-up mit dem »Was Sie auch interessieren könnte«-Schriftzug. Eigentlich sucht er ja gar nichts Besonderes, aber als er doch darauf klickt, merkt er, dass dieser Rallye-Wagen genau die gleichen Streifen hat wie sein altes Auto.

Auch die Schweißarbeiten auf den anderen Fotos kommen ihm irgendwie bekannt vor. Der Gro- schen fällt erst, als er in die Ecke mit dem Nummernschild sieht. Dies ist wirklich sein früheres Auto! Nicht nur, dass es zum Verkauf steht, der Wagen scheint sogar überdies auch noch in exakt dem gleichen Zustand zu sein, in dem Dominic ihn vor einem Vierteljahrhundert verkauft hatte.

Die Auktion dauert noch 20 Minuten und das Höchstgebot liegt bei 200 Pfund. Dominic entscheidet, dass er den Wagen haben will – nein, dass er ihn braucht, obwohl er in diesem Moment keinen blassen Schimmer hat, was er damit anstellen wird. Er gibt also ein Höchstgebot von 2500 Pfund ab. Zwanzig Minuten später gehört der Wagen ihm für nur 250 Pfund!

Text Jim Blackstock // Fotos Paul Harmer // Übersetzung Nadja Gremmel


#29, Ferrari, Dino, 308 GT4

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 29

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