Es begann mit einem Rachefeldzug gegen Ferrari – und endete mit einem Mythos, der bis heute anhält. Der Ford GT40 dominierte in den Sechzigern die 24 Stunden von Le Mans, viermal in Folge. Jahrzehnte später ließ Ford die Legende neu aufleben: Zuerst als nostalgisch angehauchten GT mit klaren Anleihen am Original, dann als futuristische Carbon-Flunder mit aktiver Aerodynamik und V6-Biturbo. Zwei Generationen, ein Name – und ein Vermächtnis, das auf der Straße genauso beeindruckt wie einst auf der Rennstrecke.

Der Ford GT40 ist nicht einfach nur ein ikonischer Sportwagen – er ist ein Mythos auf vier Rädern. Seine Entstehungsgeschichte zählt zu den berühmtesten Kapiteln der Motorsportwelt und wurde eindrucksvoll im Film Le Mans 66 – Gegen jede Chance von 2019 inszeniert. Alles begann mit dem gescheiterten Versuch von Henry Ford II., Ferrari zu übernehmen. Aus der Kränkung wurde ein ehrgeiziges Projekt: Ein eigener Rennwagen, der es mit Maranello aufnehmen sollte – koste es, was es wolle. Zehn Millionen Dollar flossen in die Entwicklung des GT40. Die ersten Einsätze 1964 und 1965 endeten noch ernüchternd. Doch 1966 wendete sich das Blatt – Ford siegte in Le Mans und wiederholte diesen Triumph gleich dreimal. Erst 1970 verdrängte Porsche den GT40 mit dem brachialen 917.
Vom Mythos zum Modell: Wie der GT40 den Weg zurück auf die Straße fand
Dass der GT40 zu den größten Motorsportlegenden zählt, steht außer Frage. Nur rund 100 Exemplare wurden original gebaut – je nach Quelle ein paar mehr oder weniger. Viele wurden nachgebaut, aus alten Teilen rekonstruiert oder im Stil des Originals neu aufgebaut. Die Begehrlichkeit blieb. Und dennoch ignorierte Ford jahrzehntelang den Wunsch nach einem Straßenversion im klassischen Look. Erst mit der aufkommenden Retrowelle kam Bewegung in die Sache: 1995 zeigte Ford auf der Detroit Auto Show den futuristischen GT90 – ein Designstudie ohne Serienambitionen. Doch 2002 folgte das GT40 Concept Car, das zwei Jahre später in Serienform als Ford GT auf die Straße rollte.

Der erste Ford GT (2004–2006): Moderne Technik im Gewand der Legende
Die Optik orientierte sich stark am Vorbild: flach, breit, kompromisslos. Typisch waren die ins Dach gezogenen Türen – ein Designzitat mit Funktion. Doch unter der nostalgischen Hülle arbeitete moderne Technik. Statt für Le Mans wurde der neue GT als komfortabler Supersportwagen konzipiert – mit Aluminiumkarosserie, Gitterrohrrahmen, Klimaanlage und Soundsystem. Angetrieben wurde er von einem 5,4-Liter-V8-Mittelmotor mit Kompressor, der satte 550 PS leistete. Zwischen 2004 und 2006 entstanden 4038 Exemplare – etwas weniger als die ursprünglich angepeilten 4500 Stück. Mit einem Verkaufspreis von rund 140.000 US-Dollar war er für einen Supersportler fast schon zurückhaltend kalkuliert. Lediglich 101 Fahrzeuge fanden offiziell den Weg nach Europa. Danach schien das Kapitel abgeschlossen – bis Ford es erneut aufschlug.
Vom Sammlerstück zur Wertanlage: Der Ford GT als moderner Klassiker
Als Ford 2016 die streng limitierte ’66 Heritage Edition präsentierte, traf die Marke den Nerv von Sammlern und Enthusiasten weltweit. Die Sonderauflage erinnerte nicht nur optisch an den Le-Mans-Sieg von 1966, sondern war auch technisch und gestalterisch ein Statement. Mit Shadow-Black-Lackierung, silbernen Rallye-Streifen, Startnummer 2 in Frozen White und goldfarbenen Felgen knüpfte der GT an große Momente der Motorsportgeschichte an. Das Interieur überzeugte mit edlen Materialien, blauen Sicherheitsgurten und goldfarbenen Akzenten – Motorsport-Zitate in einem hochmodernen Rahmen. Technisch war der GT ein Supersportwagen auf Augenhöhe mit Ferrari oder McLaren.
Die Preise entwickelten sich entsprechend: Für gut erhaltene Exemplare des ersten GT von 2004 werden inzwischen bis zu 400.000 Euro aufgerufen – mehr als das Doppelte des Neupreises. Die zweite Generation übertraf das nochmals deutlich: Fahrzeuge der jüngeren Baureihe starten aktuell bei rund 900.000 Euro, einzelne Modelle wie der GT „Liquid Carbon“ erreichten zuletzt sogar Preise um 1,9 Millionen Euro. Damit ist klar: Der Ford GT ist nicht nur ein automobiltechnisches Meisterwerk, sondern längst auch ein gesuchter Neo-Klassiker mit hohem Sammlerwert. Und wer weiß – vielleicht war das noch nicht der letzte seiner Art.






Das ganze Portrait über den Ford GT lesen Sie in OCTANE #77
10 spannende Fakten rund um den Ford GT
- Das Design des Ford GT wurde von einem nur drei Personen starken Team entworfen – und das unter strenger Geheimhaltung in einem abgeschlossenen Raum namens „The Batcave“.
- Die Windschutzscheibe des Ford GT besteht aus Gorilla-Glas – jenem bruchfesten Material, das auch bei Smartphones zum Einsatz kommt. Dadurch wurde Gewicht eingespart und die Stabilität erhöht.
- Der GT ist das erste Serienfahrzeug mit aktiver Aerodynamik, das auf einen durchgängigen Unterboden setzt – inklusive Venturi-Tunnel für maximalen Abtrieb.
- Der EcoBoost-V6 des neuen GT basiert auf einem Rennmotor aus dem Daytona-Projekt – und wurde ursprünglich für Langstreckenrennen mit hoher Dauerbelastung entwickelt.
- Der 2017er GT nutzt einen vollständig digitalen Instrumentencluster, der je nach Fahrmodus seine Anzeige komplett verändert – inspiriert von Videospielen und Renntelemetrie.
- Beim Vergabeverfahren für die zweite Generation des GT mussten sich Kaufinteressenten offiziell bewerben – inklusive Social-Media-Präsenz und Sammler-Historie.
- In Le Mans 2016 wurde der GT-Sieg von einem Data-Logger verhindert, der eine nicht regelkonforme Funkübertragung aufdeckte – eine Regel, die Ferrari 1966 selbst nutzte.
- Der erste GT sollte ursprünglich GT40 heißen, aber Ford verlor die Rechte am Namen an Safir Engineering, die den Begriff “GT40” vermarkteten.
- Der erste Ford GT wurde von Carroll Shelby persönlich eingefahren, um sicherzustellen, dass die Straßen-Version seinem Anspruch gerecht wird.
- Einige frühe Vorserienmodelle des GT 2017 wurden verschrottet, um zu verhindern, dass sie in Sammlerhände geraten – ein Sicherheits- und Markenschutz-Statement von Ford.
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