Im ADI Museum Mailand zeigen BMW Art Cars, wie nah sich Kunst, Design und Geschwindigkeit kommen können. Eine Ausstellung voller ikonischer Geschichten. Ein muss für Liebhaber von Form, Farbe und Geschwindkeit.
Mailand hat viele Bühnen für große Geschichten – das ADI Design Museum ist eine der bedeutendsten. Und aktuell zeigt es eine Ausstellung, die selbst in dieser designverwöhnten Stadt für ein Raunen sorgt: Sieben BMW Art Cars, jene seltenen Grenzgänger zwischen Kunstobjekt und rollender Geschwindigkeitsskulptur, stehen dort erstmals in dieser Zusammenstellung in Italien.

Meisterwerke mit Motorsport-DNA
Wer die Art Cars nur aus Büchern oder Auktionskatalogen kennt, wird überrascht sein, wie unmittelbar ihre Präsenz wirkt. Ganz vorneweg das erste Art Car, der 3.0 CSL von Alexander Calder von 1975, dessen Farbfelder noch immer wie eingefrorene Bewegung wirken. Entstanden 1975 auf Initiative des damaligen französischen Rennfahrers und Kunstliebhabers Hervé Poulain und BMW Motorsport-Chef Jochen Neerpasch. Bis hin zum aktuellsten BMW Art Car, dem LeMans BMW M Hybrid V8 von 2024, der von Julie Mehretu gestaltet wurde.
Eine kleine Anekdote erfuhren wir bei der Eröffnung der Ausstellung zum wohl berühmtesten aller Art Cars, Andy Warhols M1, dessen Pinselstriche bis heute aussehen, als wären sie erst gestern in Höchstgeschwindigkeit aufgetragen worden. In der Tat benötigte der Künstler damals nur ganze 23 Minuten, um dieses zeitlose Art Car zu bemalen. Und war mit der Bemalung bereits fertig, als die Kamerateams eintrafen, die seine Arbeit dokumentieren sollten. Warhol soll damals angeboten haben, speziell für das Kamerateam ein weiteres Auto zu bemalen. Und zwar den nagelneuen BMW-3er des Inhabers der Münchner Autolackiererei, in dessen Werkstatt die Bemalungsaktion stattfand. Der soll das Angebot damals gar nicht lustig gefunden und dankend abgelehnt haben. Angesichts des unschätzbaren Wertes, das jedes einzelne BMW Art Car heute darstellt, dürfte das vermutlich die teuerste Fehlentscheidung seines Lebens gewesen sein.

Design trifft auf Diskurs
Die Ausstellung in Mailand tut etwas Entscheidendes: Sie entmythologisiert die Art Cars nicht – sie macht sie zugänglicher, ohne ihnen die Aura zu nehmen. Das ADI Museum präsentiert die Fahrzeuge nicht als museale Heiligtümer, sondern als das, was sie sind: Kulturgeschichte auf Rädern. Werke von Künstlern, die Geschwindigkeit, Technik und Design als Leinwand begreifen. Und Automobile, die plötzlich in den Diskurs der bildenden Kunst eintreten.





Italienische Designikonen als Resonanzraum
Gerade im Umfeld italienischer Designgeschichte gewinnen die Art Cars eine neue Bedeutung. Zwischen Ikonen des Industriedesigns zeigen sie, dass das Automobil längst mehr ist als Fortbewegung oder Prestigeobjekt. Es ist ein Medium. Ein Gesprächspartner. Eine Projektionsfläche unserer Zeit.
Für OCTANE-Leser, die den Blick auf die Stories hinter den Autos lieben, ist die Ausstellung ein Muss. Nicht nur wegen der Fahrzeuge – sondern wegen der Erkenntnis, dass Kulturgut manchmal vier Räder hat und eine Geschichte erzählt, die weit über das Fahrerlager hinausreicht. Und für alle, die es nicht nach Mailand schaffen:













