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Klassiker

Vierzig Jahre Audi Sport quattro: Ikone. Innovation. Irrsinn.

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Vor gut 40 Jahren brachte Audi den Sport quattro auf den Markt, um seine Vormachtstellung in der legendären Rallye-Gruppe B zu festigen. Der kompakte Allrad-Sportler war mehr als nur ein weiteres Wettbewerbsfahrzeug – er war eine technische Kampfansage an die Konkurrenz. Mit seiner markanten Silhouette, der verkürzten Karosserie und dem charakteristischen Fünfzylinder-Turbo setzte er neue Maßstäbe in Leistung und Fahrdynamik. Auch abseits der Rennstrecken wurde der Sport quattro schnell zur Ikone – Sinnbild für eine Ära, in der Ingenieurskunst, Mut und Motorsportgeist untrennbar miteinander verbunden waren.

Der Audi Sport quattro prägte eine ganze Rallye-Generation

Als Audi Anfang der 1980er-Jahre in die Rallye-Weltmeisterschaft einstieg, veränderte das Unternehmen die Szene nachhaltig. Mit der Einführung des Allradantriebs im Rallyesport sicherten sich die Ingolstädter bereits 1982 ihre erste Markenweltmeisterschaft. Ein Jahr später folgte mit Hannu Mikkola der erste Fahrerweltmeister, der ein Fahrzeug mit Allradantrieb pilotierte.

Für die Saison 1984 entwickelte Audi schließlich ein noch kürzeres, stärkeres Gruppe-B-Modell, das den technologischen Vorsprung weiter ausbauen sollte – den legendären Sport quattro. Mit ihm errang der schwedische Rallye-Profi Stig Blomqvist 1984 den Weltmeistertitel und im Folgejahr die Vize-Meisterschaft. Der Sport quattro wurde damit zum Symbol einer Ära, in der technische Innovation, Mut zum Risiko und Fahrkunst auf höchstem Niveau unmittelbar zusammentrafen.

Der quattro zeigte, was Präzision im Grenzbereich bedeutet

Ein besonderes Exemplar, das heute Teil der Audi-Tradition-Sammlung ist, belegte 1985 bei der Rallye Monte Carlo mit Walter Röhrl und Christian Geistdörfer den zweiten Platz, bevor es als Versuchsfahrzeug eingesetzt wurde. Sein Erhaltungszustand ist entsprechend außergewöhnlich: Unter der Haube arbeitet noch immer der originale Fünfzylinder-Turbomotor, dessen Leistung von einst 414 PS leicht reduziert wurde. Doch das ändert nichts an seinem Charakter. Der Klang des unruhig pulsierenden Motors, das präzise Zusammenspiel aus Kupplung, Lenkung und Schaltvorgängen – alles wirkt wie eine einzige, perfekt abgestimmte Bewegung.

Stig Blomqvist im Audi Sport quattro

Ein besonderes Exemplar, das heute Teil der Audi-Tradition-Sammlung ist, belegte 1985 bei der Rallye Monte Carlo mit Walter Röhrl und Christian Geistdörfer den zweiten Platz, bevor es als Versuchsfahrzeug eingesetzt wurde. Sein Erhaltungszustand ist entsprechend außergewöhnlich: Unter der Haube arbeitet noch immer der originale Fünfzylinder-Turbomotor, dessen Leistung von einst 414 PS leicht reduziert wurde. Doch das ändert nichts an seinem Charakter. Der Klang des unruhig pulsierenden Motors, das präzise Zusammenspiel aus Kupplung, Lenkung und Schaltvorgängen – alles wirkt wie eine einzige, perfekt abgestimmte Bewegung.

Der Audi Sport quattro forderte absolute Präzision von seinen Fahrern

Power ist nichts ohne Kontrolle – und genau darin lag die Stärke des Audi Sport quattro. In den Händen von Stig Blomqvist wurde sichtbar, wie viel Feingefühl in einem Gruppe-B-Boliden steckte. Seine Bremsmanöver waren kurz, punktgenau und stets von perfekter Balance begleitet. Die präzise „Spitze-Hacke“-Technik, mit der Gas und Bremse gleichzeitig bedient wurden, machte jede Kurve zur Demonstration fahrerischer Perfektion. 1984 führte Audi den Sport quattro mit verkürztem Radstand ein, der dank neuer 20-Ventil-Zylinderköpfe und größerem Turbolader deutlich mehr Leistung bot. Doch das höhere Drehmoment brachte ein anspruchsvolleres Handling mit sich: Das Fahrzeug reagierte sensibler, das Nicken war stärker, die Abstimmung musste härter ausfallen. Fahrer wie Blomqvist und Röhrl erkannten schnell, dass der kurze Radstand Mut und Erfahrung verlangte. Erst nach intensiver Entwicklung und Anpassung wurde der Sport quattro zu jener fahrdynamischen Waffe, die Audis Erfolgsserie festigte.

Der Audi Sport quattro traf auf mächtige Konkurrenz

Der Audi Sport quattro mit Konkurrenz auf der Straße

Mit dem Erscheinen des Peugeot 205 T16 bekam Audi 1985 einen ernstzunehmenden Rivalen. Der kompakte Mittelmotor-Renner aus Frankreich dominierte die Saison und sicherte Peugeot sowohl den Fahrer- als auch den Markentitel. Auch Lancia zog mit neuen Konzepten nach, was den Druck auf Audi zusätzlich erhöhte. Der Sport quattro wurde daher bereits nach einem Jahr ausgemustert.

Mitte 1985 folgte mit dem E2 (S1) die letzte Entwicklungsstufe: ein technisches Monster mit 473 PS und radikaler Aerodynamik. Als die Gruppe B 1986 nach mehreren schweren Unfällen verboten wurde, empfanden viele Fahrer das als überzogen – auch Stig Blomqvist. Für ihn blieb der Audi mit langem Radstand das ausgewogenste Fahrzeug seiner Karriere. Mit ihm gewann er 1984 vier Rallyes und den Weltmeistertitel, während der Sport quattro selbst nur einen Sieg feiern konnte – bei der Rallye an der Elfenbeinküste.

Der quattro ist heute ein exklusives Sammlerstück

Nach dem Ende seiner Rallye-Karriere fand der Audi Sport quattro auch als Straßenversion seinen Platz in der Automobilgeschichte. Insgesamt entstanden 214 Exemplare, wovon 164 an private Kunden verkauft wurden – ein notwendiger Schritt zur Homologation der Rallye-Version. Der verkürzte Radstand verlieh dem Wagen kompaktere Proportionen, während der verlängerte Bug Platz für einen größeren Ladeluftkühler bot. Unter der Haube arbeitete ein 2,1-Liter-Fünfzylinder mit 306 PS, dessen Aluminiumblock wegen seiner dünnen Stahlbuchsen als empfindlich galt. Mit einem Neupreis von 195.000 DM war der Sport quattro 1984 das teuerste deutsche Serienauto. Heute erzielen gut erhaltene Exemplare Werte von über 600.000 Euro, Fahrzeuge mit Werksgeschichte das Mehrfache. In weniger als fünf Sekunden beschleunigte der Allrad-Athlet auf 100 km/h, fast auf Augenhöhe mit dem Porsche 911 Turbo.

Der Audi Sport quattro veränderte das Verständnis von Allradtechnik

Der Allradantrieb des Audi Sport quattro arbeitet so harmonisch, dass er kaum auffällt – stattdessen vermittelt das Fahrzeug ein bemerkenswert neutrales Fahrverhalten ohne nennenswertes Unter- oder Übersteuern. Damit fuhr sich der Sport quattro deutlich ausgeglichener als viele seiner heckgetriebenen Konkurrenten. Diese technische Balance war das Resultat jahrelanger Entwicklungsarbeit. Einer der entscheidenden Köpfe dieser Phase war Harald Demuth, zweifacher Deutscher Rallye-Meister und einer der Pioniere des quattro-Systems. Gemeinsam mit einem kleinen Team um Ferdinand Piëch, Enkel des Porsche-Gründers, legte er Ende der 1970er-Jahre in Ingolstadt die Basis für Audis Allradrevolution. Der legendäre VW Iltis, mit dem 1980 die Rallye Paris-Dakar gewonnen wurde, diente als technischer Ursprung. Aus ersten Prototypen, teils noch improvisiert und von Rückschlägen begleitet, entwickelte sich Schritt für Schritt der quattro-Antrieb – ein System, das den Motorsport und später die Serienproduktion dauerhaft prägte.

Der Audi Sport quattro entstand aus Piëchs Vision technischer Überlegenheit

Ferdinand Piëch prägte Audi ab 1972 wie kaum ein anderer. Nach Stationen bei Porsche und Mercedes übernahm er als Technikvorstand das Ziel, Audi zu einem ernsthaften Konkurrenten für BMW und Mercedes zu machen. Unter seiner Leitung entstanden der Fünfzylindermotor, der aerodynamisch bahnbrechende Audi 100 C3 und schließlich die quattro-Technologie. Die Idee, den Allradantrieb des VW Iltis auf ein Straßenfahrzeug zu übertragen, stammte von Ingenieur Jörg Bensinger. Gemeinsam mit Walter Treser und Harald Demuth entwickelte das Team das System von Grund auf – ohne Vorbilder, mit viel Experimentierfreude und technischer Intuition. Intensive Testfahrten dienten dazu, Bremsverhalten, Federung und Kraftverteilung zu perfektionieren. Für den späteren Sport quattro wurden drei Radstände erprobt; entschieden wurde sich für den mittleren, weil er das beste Handling bot. Der Wagen wurde so zu einem Symbol für Piëchs kompromisslosen Anspruch, Leistung und Technik über alles zu stellen.


10 spannende Fakten rund um den Audi sport quattro

  1. Jedes Fahrzeug wurde von Hand in Ingolstadt montiert, mit einer Fertigungszeit von jeweils 4-6 Wochen
  2. Der Verkauf lief ausschließlich über ausgewählte Audi-Händler – es gab keine klassische Werbekampagne.
  3. Die Karosserie bestand teilweise aus Kevlar und Carbonfaser, um Gewicht zu sparen – ein Novum im Serienbau der 1980er.
  4. Der Sport quattro war das erste Straßenfahrzeug von Audi mit Vier-Ventil-Technik pro Zylinder.
  5. Das Getriebe hatte fünf Vorwärtsgänge und ein manuell sperrbares Mitteldifferenzial.
  6. Die offizielle Farbe des Präsentationsfahrzeugs war Tornadorot, doch insgesamt standen elf Lackierungen zur Wahl.
  7. Der Listenpreis von 195.000 DM entsprach 1984 etwa dem Fünffachen eines Audi 80 GTE.
  8. Die Rallye-Version S1 E2 verfügte über eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,1 Sekunden – auf Schotter.
  9. 2013 erschien eine moderne Neuinterpretation: das Audi Sport quattro concept mit Plug-in-Hybrid und 700 PS.
  10. Originalteile des Sport quattro sind heute extrem selten – Audi Tradition fertigt einige Komponenten wieder nach, um Sammlerfahrzeuge fahrbereit zu halten.
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