Legenden & Ikonen

Millionspiele mit dem Tod

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Vater und Sohn Zborowski starben im Abstand von 21 Jahren bei der Ausübung ihres liebsten Hobbys: Autorennen. Zwei Generationen aristokratischer Rennfahrer, ohne die es wohl keinen James Bond, keinen Aston Martin und auch nicht die traditionelle britische Rennfarbe “Racing Green” gegeben hätte.

William Elliott Morris Zborowski wurde 1858 in Elizabethtown (New Jersey) mit dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund geboren. Er war Erbe eines Vermögens, das bis auf den 1633 in Żółkiew (damals Polen-Litauen) geborenen Albert Zborowski zurückging. Der war von seiner Familie nach Holland geschickt worden, um dort eine Ausbildung zum Priester zu absolvieren. Doch stattdessen schiffte er sich nach Neu-Amsterdam – dem heutigen New York – ein, um dort sein Geld im Handel mit den Ureinwohnern Nordamerikas zu verdienen.

Alberts Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel Martin hinterließ bei seinem Tod 1878 seiner Familie ein so großes Vermögen, dass in einer Zeitung zu lesen war: “Der Reichtum des Verstorbenen kann gegenwärtig nicht geschätzt werden.” Mehrere Generationen lang wurde der Familienname in der anglisierten Form Zabriskie verwendet, doch Martin, der sich selbst den Titel “Graf von Mountsaulvain” verlieh, kehrte zur ursprünglichen Schreibweise Zborowski zurück.

Elliott Zborowski bei der Fernfahrt Paris–Wien 1902.

Als Martins Sohn erbte Elliott unter anderem weitläufige Grundstücke am Central Park und an den Ufern des Hudson River. Er legte seinen ersten Vornamen William ab und verlieh sich stattdessen – ohne dass es dafür einen legitimen Nachweis gegeben hätte – den Titel “Graf” Zborowski. Er führte das Leben eines Playboys in der New Yorker High Society, spielte Polo auf hohem Niveau, tauchte oft in den New Yorker Klatschspalten auf, handelte aber auch rücksichtslos an der Wall Street.

Der Kritik überdrüssig nach seiner Heirat 1892 mit Margaret Laura Astor, Enkelin des Tycoons William Backhouse Astor und enge Verwandte von John Jacob Astor IV, dem reichsten Passagier auf der »Titanic«, übersiedelte er nach England, um britischer Staatsbürger zu werden. Er kaufte Häuser in Melton Mowbray und London, besaß ein Schloss in Nizza und eine Suite im Elysée Palace Hotel in Paris.

Sein erster Sohn starb kurz nach der Geburt, doch der 1895 geborene zweite Sohn, Louis Vorow, sollte die Abenteuerlust seines Vaters erben. 1898 kaufte Elliott Zborowski, nachdem er sein Hobby Pferderennen aufgegeben hatte, ein Dreirad der Marke De Dion Bouton. In vier Monaten legte er damit 8000 Kilometer zurück.

Aber seine Frau fand das Gefährt nicht standesgemäß und überredete ihn, eine vierrädrige “pferdelose Kutsche” zu kaufen. Also machte er sich auf den Weg zum Daimler-Werk in Cannstatt, um dort einen Phoenix zu bestellen. Im Januar 1900 wurde sein neues Automobil per Schiff angeliefert. Vom Londoner Hafen trat Elliott mit dem fünfjährigen Louis auf dem Beifahrersitz die Rückfahrt zu seinem Hauptwohnsitz in Melton Mowbray in der Grafschaft Leicestershire an.

In OCTANE #61 erfahren Sie unter anderem, wie die Zborowskis ums Leben kamen.

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