Klassiker

Finale für 12 Trompeten

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Es ist vorbei. Der frei saugende V12 von Lamborghini wird nach 60 Jahren eingestellt. Der Nachfolger wird hybridisiert, das endgültige Verbot des Verbrenners droht am Horizont. Abgesang auf eine Ikone.

Es ist das Ende einer Ära und wird von den Autoliebhabern auf der ganzen Welt registriert: Lamborghini wird mit dem Ende der Produktion des Aventador, von dem die letzte Version 780-4 Ultimae gerade bis Herbst entsteht, seinen traditionellen V12-Motor beerdigen. Bevor man weint, sollte man wissen, dass der neue Supersportwagen aus Sant’Agata Bolognese zwar wieder mit einem neuen V12 ausgestattet sein wird. Aber es wird ein hybrides und völlig neues Aggregat sein, das nichts mit dem alten Motor gemeinsam hat, dessen Ursprung direkt mit dem allerersten V12-Motor von Lamborghini verbunden ist, der von Giotto Bizzarrini 1963 entworfen wurde.

Dieser Motor, ein 3,5-Liter-V12 mit 60-Grad-Bankwinkel, hatte einen erstaunlichen Ursprung: Bizzarrini wurde von Ferruccio Lamborghini als externer Berater mit einer Vereinbarung beauftragt, die auf der Anzahl der Gesamt-PS basierte, die der Motor entwickeln sollte – mindestens 350. Für jede zusätzlichen 10 PS wollte Ferruccio mehr Geld zahlen. Mit diesem Gedanken schuf Bizzarrini ein hochmodernes Rennaggregat aus Aluminiumlegierung, das 360 PS bei 9000 U/min leistete. Mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderreihe, Trockensumpf und vertikalen Vergasern mit langen Trompeten.

Noch heute sieht der Countach wie ein Ufo aus, das auf der Straße gelandet ist.

Als Lamborghini die Ergebnisse auf dem Prüfstand sah, erkannte er seinen Fehler, denn er bekam einen F1-Motor, der auf der Straße nicht zu gebrauchen war. Aber er hielt sein Wort. Er bat daraufhin seinen Ingenieur Paolo Stanzani, dieses Aggregat so anzupassen, dass es in Serie gefertigt und auf der Straße gefahren werden konnte.

Das Endergebnis waren 280 PS bei 6500 Umdrehungen pro Minute. Genug, um den ersten Lamborghini, das Modell 350 GT, auf eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h zu treiben und gleichzeitig einen normalen Straßenbetrieb zu ermöglichen. Die gemeinsame Arbeit bewies ihre Qualität im Laufe der Zeit, da Motorgröße und -leistung ohne größere Nacharbeiten auf sieben Liter und 700 PS gesteigert werden konnten. Und das Triebwerk allen Bedingungen und auch einigen Misshandlungen standhielt.

Die Vielseitigkeit dieses V12 hat sich in den fast 60 Jahren seiner Produktion bewährt, denn er konnte sowohl vorn in Längsrichtung als auch hinten in Querrichtung und Längsrichtung eingebaut werden. Mit dem ersten quer eingebauten V12-Heckmotor im Miura von 1966 ist Lamborghini dann als Hersteller von Supersportwagen bekannt geworden. Aber erst mit dem folgenden Fahrzeug, dem LP 400 Countach mit längs eingebautem V12-Heckmotor, wurde die Marke legendär. Und der Bizzarrini-Motor zur Ikone.

Text: Sven Schrader // Fotos: Lamborghini

In OCTANE #61 lesen Sie, wie es in Sant’ Agata mit dem Zwölfender weiterging.

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