BMW M1 stehend im Profil
Klassiker

Wie fährt sich der BMW M1?

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Text Gabriele Spangenberg

DER BMW M1 IST DIE PURE FORM EINER FAHRMASCHINE – OHNE ANMUTUNG VON HANDWERK

Unsere Testfahrerin des BMW M1 steigt in den „Supersportwagen ohne schlechtes Gewissen“ und vermisst weder Schmeicheleien noch die Ergonomie. Nur ein bisschen mehr Speed hätte es ein dürfen. Zum Schluss klingt das Fazit aber dann doch sehr versöhnlich.

Das Erste, was beim Einsteigen auffällt, ist die Kompromisslosigkeit des Interieurs. Eckig oder kantig ist gar kein Ausdruck. Es ist eine Mischung zwischen Coolitude und Kaltem Krieg, als man sich für die Zigarettenasche, die auf den grau melierten Teppich fiel, nicht schämte und schon gar nicht dafür, dass man einfach zum Vergnügen fahren wollte. Sehr schnell fahren. Dieses Auto ist ein Stealthbomber, eine Fahrmaschine. Es entschuldigt sich nicht und ist dadurch irgendwie das Gegenteil des i8.

Knöpfe neben dem Schaltknüppel des BMW M1
Auch der Innenraum des BMW M1 sieht aus, wie mit dem Lineal gezeichnet. Komplett nüchtern ohne schmeichelnde Elemente fürs Auge.

Hier gibt es keine beruhigenden Rundungen, keine Anmutung von Handwerk. Keine Betulichkeit und Verharmlosung. Schalter, Armaturenbrett … das ganze Auto mit einem Lineal gezeichnet. Ein Supersportwagen ohne schlechtes Gewissen. Keine Schmeichelei, weder fürs Auge noch für die Hand, Ergonomie ist für Warmduscher. Zwar bin ich nicht klein, aber um an die Pedale zu kommen, muss ich mir eine Menge Jacken in den Rücken stopfen. Allein deswegen liebe ich dieses Auto.

Auf der Autobahn geben wir Gas, aber der Bereich, in dem der Spaß losgeht, ist tabu. Der Supersportler ist im Vergleich zu seinen italienischen Zeitgenossen mit einem Hubraum von 3,5 Liter ein schwachbrüstiges Hühnchen. Um seine Leistung von 277 PS zu entfalten, muss er recht hoch gedreht werden. Bei unserem Boliden ist bei 6000 Touren Schluss, der Begrenzer setzt lange vor dem roten Bereich stotternd ein. Dieses Auto ist eine Leihgabe von BMW Classic, die wissen vermutlich, was sie tun. Trotzdem schade.

DER M1 ZIEHT KRAFTVOLL UND STABIL DURCH DIE KURVEN, RACE CRUISING WÜRDE ICH DAS NENNEN.  

Auf den kleinen Straßen der andalusischen Gebirgskette ist es nass und schmutzig, dadurch darf ich den Grenzbereich dennoch erleben. Schlaglöcher und große Hunde springen uns gleichermaßen überraschend an. Das weiche Fahrwerk überträgt schlingernd die Schläge wie eine Warnung, ich muss mich konzentrieren. Für mich ist das Fahren die reinste Freude. Mein Beifahrer, der Produktionsleiter, krallt seine Hände mit weißen Knöcheln in die Türgriffe. Er guckt stur geradeaus, beschwert sich aber nicht. Tapfer.

 

Allzu schnell werden wir nicht: Der relativ große Bayer fühlt sich auf den winzigen Straßen doch ein bisschen behäbig an. Abgesehen davon, dass wir natürlich ständig anhalten, um etwas zu essen, wird es dennoch ein herrlicher Tag, auch wenn das Manövrieren in einem engen Dorf, mir den Schweiß auf die Stirn treibt. Parken ist bekanntlich nicht meine Stärke und Übersicht wiederum nicht eine der bestechenden Eigenschaften dieser kantigen Giugiaro-Flunder.

Auf dem Rückweg kommt dann aber unsere große Stunde. Wir fahren auf breiten Landstraßen, in denen eine Kurve in die andere übergeht. Der M1 zieht kraftvoll und stabil durch die Kurven, Race Cruising würde ich das nennen. Und ich sehe sie vor mir: die Herren der frühen Achtziger, Macho mit Schnauzer, Zigaretten im Mundwinkel, Schlaghosen und Rollkragen und Jackett, neben ihnen einen der drei Engel von Charlie, wie sie von München nach Monaco, nach Porto Fino und wieder zurück cruisen. Das perfekte Auto für die Grand Tour in Grand Style!


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