Der Austin-Healey 300 von Pat Moss
Klassiker

Unterwegs im Austin-Healey 3000 von Pat Moss

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OCTANE#06

 

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Text Mark Dixon// Fotos Paul Harmerr

JETZT BLOSS NICHT IN DIE HOSE MACHEN: DAS IST DER ERSTE GEDANKE, DER EINEM KOMMT, WENN MAN SICH ANS STEUER EINES REINRASSIGEN 3000ER WERKSRALLYEWAGENS SETZT. ES IST AUCH DER ZWEITE GEDANKE, DER DRITTE, OVERDRIVE, UND VIERTE – WENN DAS AUTO ÜBER EINE HALBE MILLION WERT IST. WAS DIESEN AUSTIN-HEALEY 3000 SO BESONDERS MACHT, IST DER SIEG BEI DER RALLYE LÜTTICH-ROM-LÜTTICH 1960, HERAUSGEFAHREN VON PAT MOSS UND IHRER BEIFAHRERIN ANN WISDOM.

Vorausgegangen waren 96 Stunden auf schlechten Straßen bei – gelinde gesagt – saumäßigem Wetter und mit einer schleifenden Kupplung, für deren Reparatur die Zeit fehlte. Noch heute gilt dieser Sieg in der Rallye-Szene als die großartigste Leistung, die je von einem reinen Frauenteam erbracht worden ist. Der Wagen mit dem Nummernschild URX 727 wurde bei der Restaurierung in den Originalzustand von 1960 zurückversetzt und verschafft dem Fahrer wie kaum ein anderer Oldtimer ein absolut authentisches Fahrgefühl.

Aus dem tiefen Sitz heraus schaut man durch die gewölbte Windschutzscheibe auf die lange Motorhaube mit ihrer auffälligen Lufthutze. Das Armaturenbrett ähnelt dem eines serienmäßigen 3000ers, mit Ausnahme der beiden Heuer-Stoppuhren auf der linken Seite. Das sind nicht irgendwelche Stoppuhren. Es ist der originale Satz von Pat Moss.

Der Austin-Healey von Pat Moss, von hinten
Mit diesem Austin-Healey 3000 fuhren Pat Moss und Ann Wisdom 1960 die Rallye Lüttich-Rom-Lüttich.

Drückt man den Starterknopf, meldet sich der Sechszylinder unverzüglich mit einem sexy Gurgeln. Sofort fällt auf, dass die Pedale für die Spitze-Hacke-Technik perfekt angeordnet sind. Leichtgängig wie im 100 ist die Schaltung, obwohl die Knöchel beim Einlegen des ersten und dritten Gangs der Unterkante des Armaturenbretts gefährlich nahe kommen.

GRENZENLOS SIND DIE MÖGLICHKEITEN, WENN ES DARUM GEHT, EINEN 3000ER FÜR EIN RENNEN FIT ZU MACHEN

Das ist schnell vergessen, hat man erst die offene Landstraße erreicht. Da dauert es nicht lange, und man kommt sich vor wie Walter Schock oder Rauno Aaltonen oder Timo Mäkinen auf einer internationalen Rallye des Jahres 1960. Überraschend ist die gute Balance, mit der sich der 3000 in die Kurven hineinlegt. Unter dem niedrigen Hardtop ist es allerdings ziemlich laut und eng. Selbst an einem nur milden englischen Frühlingstag hat die Hitze des Motors und des Getriebetunnels nach wenigen Minuten das ganze Cockpit erfasst. Entspannend ist das nicht. Schon lange bevor der Austin-Healey 3000 auf den Markt kam, waren Healeys bei Rennen äußerst erfolgreich. Doch erst als die Motorsportabteilung von BMC 1958 begann, die Autos vorzubereiten, hinterließen sie im Rallyesport ihre Spuren.

 

Die Healey-Fabrik in Warwick konzentrierte sich derweil auf die Fertigung von Autos für Langstreckenrennen und Rekordversuche. Ihre ersten Wettbewerbssporen verdienten sich die Healeys allerdings nicht bei Rallyes, sondern auf Rennstrecken. Bei den 24 Stunden von Le Mans 1953 belegten zwei leicht modifizierte 100er den 12. und 14. Gesamtplatz, im folgenden Jahr holte sich ein Healey 100 (ganz fortschrittlich mit Scheibenbremsen) den dritten Platz beim 12-Stunden-Rennen von Sebring.

An der Rekordbrecherfront erzielte ein 100S-Prototyp in Bonneville eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 211 km/h sowohl über sechs als auch über zwölf Stunden, während Donald Healey mit einem turbogeladenen und aerodynamisch optimierten Modell die Höchstmarke von 307 km/h erreichte. Im Rallyesport gelang der Durchbruch erst 1959 mit dem mit Scheibenbremsen ausgestatteten Austin-Healey 3000.


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