Opel Manta A Black Magic stehend
Klassiker

Opel Manta A und GT: Warum die beiden Coupés noch heute ziehen

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 Text Jörg Weber // Fotos Opel

DER OPEL GT UND DER MANTA HABEN EINES GEMEIN: SIE SIND UNUMSTRITTEN SCHÖNER ALS ALLE IHRE VORGÄNGER UND NACHFOLGER.

Der Erfolg des GT bestärkte Opel darin, die Modellpalette der Volks-Sportler zu erweitern. Zwei Jahre nach dem GT schob Opel im Jahre 1970 den alltagstauglicheren Manta nach, den feschen Bruder des vernünftigen Ascona A. Unumstritten gehören die gutaussehenden Sport-Coupés zu den größten Opel-Würfen der letzten 50 Jahre. Zum ansprechenden Äußeren kommt die Alltagstauglichkeit beim GT als Grund für seine Beliebtheit hinzu, beim Manta ist es seine Flexibilität ebenso wie seine Praxisnähe. Kurz gesagt: Die feschen Coupés waren Haute Couture für kleine Leute. Der originale Look von damals ist heute selten – und sehr gesucht.

Die sechziger und siebziger Jahre, das war die ganz große Zeit von Opel. Was sie in Rüsselsheim oder Bochum auch anpackten, es gelang. Technisch wie stilistisch. Der zähe und zuverlässige Kadett B und der ebenso praktische wie repräsentative Rekord C entwickelten sich zu den ersten Millionen-Sellern der Marke, wurden zu Alltagsbegleitern einer ganzen Generation von Autofahrern. Dann kam noch die Commodore-Reihe und machte mit dynamisch-luxuriös ausgestatteten Sechszylinder-Typen Mercedes und BMW Konkurrenz. Und zwischendrin entstanden schöne und flotte Nischenmodelle, auf deren Neuauflage Opel-Fans noch heute warten.

Opel Manta A Heck
Ein attraktives Gesamtpaket: Der Opel Manta A ist der schicke Bruder des vernünftigen Asona A.

Opel wollte nicht mehr nur brav und vernünftig, sondern endlich auch sportlich und verführerisch sein. Die knackige Formensprache mit um die Längsachse schwenkenden Klappscheinwerfern, der schlanken Colaflaschen-Taille und dem Abrissheck gaben die US-amerikanischen Design-Chefs vor, aber unter der verführerischen Hülle saß ganz und gar alltägliche, hunderttausendfach erprobte Technik. Die Basis war pure Großserie, Fahrwerk und Motoren lieferte der Kadett B.

OPEL WOLLTE NICHT MEHR NUR BRAV UND VERNÜNFTIG, SONDERN ENDLICH SPORTLICH UND VERFÜHRERISCHE SEIN

So variantenreich wie der Kadett wurde der Ableger GT nie, nur zwei Motorisierungen standen zur Wahl. Mit drehfreudigen, aber schmalen 55 PS sah der kleine GT 1100 schneller aus als er war, erst der GT 1900 mit 90-PS-Rekord- Motor erfüllte die Erwartungen an Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit. Irgendwo dazwischen, ohne Chrom-Zierrat, jedoch preislich attraktiv, baute der späte GT/J, der die dünne Ausstattung mit dem dicken Motor kombinierte. Im Land des Schwermetalls galt der zierliche GT trotz simpler Technik als echter Sportler: Drei Viertel der GT-Produktion gingen doch tatsächlich in die USA.

Werbeplakat des Opel GT
“Nur fliegen ist schöner” – wer kennt nicht Opels Werbespruch für seinen knackigen GT?

Der Erfolg des GT bestärkte Opel darin, die Modellpalette der Volks-Sportler zu erweitern. Zwei Jahre nach dem GT schob Opel den alltagstauglicheren Manta nach, den feschen Bruder des vernünftigen Ascona A. Der Manta der ersten Baureihe war ein Opel für alle: Fünf Sitzplätze, solide Technik und einen ordentlichen Kofferraum gab es immer, bei Motor und Ausstattung durfte gespielt werden.

DASS OPEL GT UND MANTA A SO GUT AUSSAHEN UND IHRE TECHNIK EWIG LEBTE, WURDE BEIDEN BALD ZUM VERHÄNGNIS

So gab es den Manta als Magerversion mit 1,2 Liter Hubraum und 60 PS, als gediegene, luxuriöse Berlinetta, als Breitensportler für den Alltag mit 68 oder 80 PS aus 1,6 Litern Hubraum, als heiß angezogenen SR mit 90-PS-Maschine und als Hightech-Vorreiter, als Manta GT/E, mit Einspritzmotor und 105 PS. Dass Opel GT und Manta A so gut aussahen und ihre Technik ewig lebte, wurde beiden bald zum Verhängnis: Die Tuning-Welle traf sie hart. Unverfälschte Erfolgs-Typen von damals sind selten geworden.

DIE MARKTLAGE

Originale und/oder unverbastelte Opel GT in gutem Zustand sind rar, Tuning-Opfer und vom Zahn der Zeit gezeichnete Typen dominieren das Tagesgeschäft. Selbst wenn die hinreißende, aber rostgefährdete Form unangetastet ist, steckt oft modifizierte Rekord- oder Omega- Technik darunter, womit Preisabschläge einhergehen sollten. Unberührte oder historisch korrekt restaurierte Exemplare kosten um die € 15.000 aufwärts.

Irgendwo zwischen Pflegefall und Ausstellungsstück: Re-Importe aus den USA, die meist günstiger notieren, aber eben auch noch Arbeit brauchen.Der Manta teilt das Schicksal des GT. Das Gros der angebotenen Autos ist optisch oder technisch verändert worden, und obwohl rund 100.000 gebauten GT fast 500.000 Manta A gegenüber stehen, ist das Angebot kleiner als beim GT. Auch das Preisgefüge ist ein anderes, ein Manta ist um ein Drittel günstiger. Name und Image des GT müssen eben auch mitbezahlt werden.

Keine Frage: Die gut aussehenden Sport-Coupés gehören zu den größten Opel-Würfen der letzten 50 Jahre. Unter der stilbildenden Form des GT steckt millionenfach produzierte Technik, das macht ihn alltagstauglich und zuverlässig. Toll sieht er sowieso aus, später kopierte die Corvette Sting Ray sein Aussehen in Größe XL.

Der Manta der 1. Generation ist noch einen Schritt weiter. Der Ascona- Ableger kombiniert die Vorzüge eines alltagstauglichen Unterbaus mit gutem Aussehen und Praxisnähe. Außerdem zeigt sich der Manta flexibler, weil der Artenreichtum zeitlebens größer war. Der in Zeiten des halbalten Jammertals ramponierte Ruf ist wieder hergestellt, über den Manta A macht schon längst keiner Witze mehr. Schade nur für die Fans des Besonderen, dass die Topmodelle SR- und GT/E selten und teuer geworden sind. Vorsicht vor Fälschungen: Viele Manta 1.6 sind auf Sport umgehäkelt worden.

LIEBER MEHR GELD FÜR EINE GUTE SUBSTANZ AUSGEBEN, DENN EINE RESTAURIERUNG LOHNT SICH AUS FINANZIELLER SICHT NICHT

Mit Manta und GT ist alles o. k. – sofern das Auto unverfälscht und die Karosserie in keinem hoffnungslosen Zustand ist. Auch bei populären, einst weit verbreiteten Opel-Modellen verschärft sich die Ersatzteil-Situation. Originale Karosserieteile, Ersatz für verschlissene Innenräume, Chrom und Zierrat sind immer schwieriger zu bekommen. Auch Ersatz für die haltbare, solide und anspruchslose Technik ist längst nicht mehr überall verfügbar. Deshalb gilt: Das bessere Auto ist in jedem Fall der bessere Kauf, eine Restaurierung macht wirtschaftlich keinen Sinn. Im Grunde ihres Wesen aber sind beide Modelle sehr volksnah geblieben: Die Opel-Legenden der sechziger und siebziger Jahre sind (noch) bezahlbar. Billiger werden sie aber bestimmt nicht.


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