#33. Mazda Como, Wankelmotor, Coupé
Klassiker

Mazda Cosmo – Sportlicher Wankelrevolutionär

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Vor gut 50 Jahren brachte Mazda in Japan sein erstes Auto mit Wankelmotor heraus. Willkommen in der verrückten Welt des Mazda Cosmo.

Die Endsechsigerjahre brachten nicht nur politische und gesellschaftliche Umbrüche, sondern auch technische Revolutionen: damals erschien das erste Serienauto mit Wankelmotor. Genau genommen hatte man die Wahl zwischen zweien: dem Ro80 von NSU, gefertigt von der Firma, die Felix Wankels Erfindung erstmals für den Einsatz in einem Pkw zur Serienreife brachte. Und dem hier abgebildeten Mazda Cosmo – gefertigt von jenem Unternehmen, das von NSU die Lizenz zum Bau eines eigenen Wankelmotors erhielt und mehr Exemplare als jeder andere Hersteller baute. Mazda stellte bis 2012 Kreiskolbenmotoren her und wird es vielleicht bald wieder tun.

Viele Automobilhersteller haben mit dem Wankelmotor experimentiert. Citroën beispielsweise experimentierte 1969 mit dem auf dem Ami basierenden M35 mit Einzelscheibe und tauchte 1974 mit dem Zweischeiben-GS noch tiefer ein. Die Verkaufszahlen waren jedoch, nicht zuletzt wegen der Energiekrise und des enormen Motordurstes, desaströs, das Projekt wurde gekippt.

#33. Mazda Como, Wankelmotor, Coupé
Der Mazda Cosmo war das erste Großserienfahrzeug mit Wankelmotor. Der NSU Wankelspider entstand nur in geringen Stückzahlen und der NSU RO 80 erschien ein paar Monate nach dem Mazda.

Dann gab es noch Mercedes-Benz. Die Schwaben bauten Versuchs-GTs mit Mittelmotor namens C 111, ab 1969 mit einem Dreischeiben-Motor, später mit sogar vier Rotoren, ehe sie für die weiteren C 111 auf Dieselmotoren umschwenkten. Norton baute ein Motorrad mit Kreiskolbenmotor, dem sogar die britische Polizei ihr Vertrauen schenkte und auch die Wankel 2000 von NSU ist unvergessen. Es gab viele weitere Wankelmotorprojekte, von denen die meisten aber scheiterten. Unter ihnen spielten NSU als Pionier und Mazda als Prediger die größte Rolle.

Der in Kleinserie gebaute NSU Spider war das erste Auto mit Wankelmotor, doch auch Mazda hatte 1963 mit dem ersten Prototyp des Mazda Cosmo seine Karten aufgedeckt. Der Zweischeibenmotor L8A hatte ein Kammervolumen von 798 ccm, zur damaligen Zeit vergleichbar mit 1596 ccm bei einem Hubkolbenmotor. Ein Cosmo mit größerem Motor, dem 110 PS leistenden Aggregat 10A mit einem Kammervolumen von 982 ccm, wurde 1964 auf der Tokio Motor Show vorgestellt. Mitte 1967 ging der 110 S Cosmo Sport dann in den Verkauf.

Er liegt tief. Sehr tief. Und an diesem Serie-II-Cosmo von 1968, jetzt mit 10B-Motor mit 982 ccm und 128 PS, findet sich fast jedes Sportwagen-Merkmal, das Mitte der 60er als cool galt. Eigentümerin dieses Wagens ist die Mazda-Vertretung in Großbritannien, die den Cosmo in Einzelteilen aus Japan importierte und wiederaufbaute. Die Serie II hat einen lüsternen Mund unter den vorderen Stoßfängern und einen um etwa 15 Zentimeter längeren Radstand, der für mehr Fahrkomfort und ein besseres Handling sorgt. Die Gesamtlänge ist gleichgeblieben; das zusätzliche Stück wurde zwischen der hinteren Türkante und dem Radkasten eingefügt. In einem Testbericht des englischen Magazins Motor vom Februar 1968 wird auf das Bertone-Styling der Karosserie Bezug genommen, doch lag hier wohl eine Verwechslung mit dem Mazda Luce vor, den Bertone tatsächlich gestylt hatte. Das Äußere des Cosmo, dessen Name die Begeisterung für das aufkommende Space Age ausdrücken sollte, war die Arbeit des Mazda-Mitarbeiters Heiji Kobayashi. Seine Gedanken mögen sich parallel zu denen von Bertone oder Michelotti entwickelt haben, als er die fein ziselierten vorderen Radausschnitte mit den stegförmigen Leitprofilen ersann. Aber fraglos hat der Cosmo seinen ganz eigenen Stil.

 

Text John Simister // Fotos Charlie Magee


OCTANE#33

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 33

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