#27, Lancia, Astura, Pinin Farina, Pininfarina, Vorkrieg
Klassiker

Lancia Astura Tipo Bocca – Aus der Hecke zum Concours

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Pinin Farina rettete diesen Lancia Astura in den 1960ern vor dem totalen Verfall. 2016 wurde er zum Star in Pebble Beach – die Karriere eines besonderen Cabrios.

Der Weg zum Gesamtsieg beim Concours d’Elégance 2016 in Pebble Beach begann für das Lancia Astura Farina ,Tipo Bocca‘ Cabriolet – heute im Besitz von Richard Mattei aus Paradise Valley in Arizona – kurioserweise in einem Gebüsch in der englischen Grafschaft Surrey.

#27, Lancia, Astura, Pinin Farina, Pininfarina, Vorkrieg
Als Michael Scott den Wagen 1962 fand, schien er unrettbar verrottet. Doch Pinin Farina selbst liess die Karosserie in seinem Betrieb nachfertigen.

1962 hatte der 21-Jährige Michael Scott seinem Lancia-begeisterten Freund und Autocar-Journalisten Ronald Barker für 400 Pfund einen Lancia Astura mit kurzem Radstand abgekauft. Er wollte damit seine Freundin in Südfrankreich besuchen und hielt es für eine gute Idee, ein Ersatzrad dabei zu haben. Barker führte Scott zu einem Ersatzteilträger, der auf einem Privatgrundstück in der Nähe seines Hauses in Weybridge von einer Hecke überwuchert war. Ein verfallener Astura. »Irgendwie schien diese rostige, alte Nase, die da aus dem regenwassergetränkten Gebüsch hervorlugte, einen letzten verzweifelten Blick auf jemanden erhaschen zu wollen, der sich seiner erbarmt und ihn davor rettet, endgültig ein Opfer von Verfall und Korrosion zu werden«, erinnerte sich Barker später. »Eine zerbrochene Lanze – auf Italienisch Lancia, ein Liebhaberstück, dessen ramponierte Reste nur noch vage an den einstigen Glanz eines Cabriolets aus dem stolzen Hause Pinin Farina um 1938 erinnerten.«

Scott kaufte das komplette Auto, für 15 Pfund. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich wollte er es abholen, aber der gebrechliche Lancia Astura schien kaum restaurierbar zu sein. Damals gab es keine Serviceindustrie für Vorkriegswagen, sah man mal von Autofriedhöfen und einigen wenigen Firmen ab, die einen Lagerbestand von Vorkriegsteilen hatten. Eine Restaurierung war in der Regel ein Do-it-yourself-Unterfangen, das in der Garage oder auf dem Bürgersteig stattfand.

Als Barker und Scott den Wagen ins Freie zogen, »stahl uns die langgestreckte, elegante Form trotz des Verfalls den Atem«. Scott war damals zu verzückt, um das Wrack auseinanderzunehmen, und so blieb es über Monate in der Garage seiner Eltern stehen. Dann nahm das Schicksal eine unerwartete Wende. Auf dem Turiner Autosalon zeigte Barker seinem Freund Battista Pininfarina Fotos des Astura. Der erkannte ihn sofort als eines seiner herausragenden Designs aus den frühen Jahren der Carrozzeria Pinin Farina. 1930 hatte Pinin Farina – erst 1961 ließ er seinen Namen in Pininfarina ändern – nach dem Ausstieg aus der Karosseriefirma seines Bruders Giovanni seine eigene Firma gegründet.

Pininfarina unterbreitete Scott in Turin einen sensationellen Vorschlag: »Wenn dein Freund die Mechanik in Ordnung bringt und mit dem Auto in meine Fabrik in Italien fährt, dann bekommt er von mir kostenlos eine neue Karosserie.«

 

Text David Burgess-Wise // Fotos Dirk de Jager // Übersetzung Christel Flexney


#27, AC Cobra, Shelby, Bristol, CSX2000

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 27

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