#28, Jaguar, XK140 DHC, Rennwagen, Le Mans
Klassiker

Jaguar XK140 – Der vergessene LeMans-Teilnehmer

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Vor mehr als 60 Jahren trat dieses Jaguar XK140 Coupé in Le Mans an. Und kehrte nun an die LM-Classic zurück.

Rennfahrer Willie Green kann gar nicht an sich halten. »Das ist der beste Jaguar XK140, den ich je gefahren habe«, ruft er, »er macht Spaß, ist schnell und hat ein super Handling. Am liebsten wäre ich die ganzen 24 Stunden gefahren! Der Motor ist einfach fantastisch, hat jede Menge Drehmoment, und das Fahrwerk ist unheimlich gutmütig. Man braucht den Wagen nur in die Kurve werfen, und wenn dann das kurveninnere Vorderrad gut einen halben Meter in der Luft hängt, kriegt er hinten außen Grip. Dann voll aufs Gas und raus aus der Kurve. Wir hatten viel Spaß, die leichteren Aston Martin DB2/4 zu jagen. Und dann sieh Dir doch nur diesen Innenraum an, das ist ja nicht mal ein abgestrippter Rennwagen.«

#28, Jaguar, XK140 DHC, Rennwagen, Le Mans
Technische Abnahme des Jaguar XK140 für Le Mans 1956.

Dieser 1955er Jaguar XK140 FHC ist der einzige XK140, der je in Le Mans angetreten ist, und gehört  dem britischen Jaguar-Sammler Peter Neumark, dem Gründer des Oldtimerspezialisten Classic Motor Cars im englischen Bridgnorth »Wegen Willie Green habe ich damals mit den Rennen angefangen, also schien er mir der ideale Copilot. Wir haben das Coupé, das noch immer seine originale Nummer PWT 846 trägt, für die Le Mans Classic angemeldet und mit den Vorbereitungen angefangen. »Dazu gehörte eine komplette »Body Off« Restaurierung, bei der wir aber alles so original wie möglich beibehalten wollten.«

PWT 846 wurde am 20. Juni 1955 gebaut, erster Besitzer war Robert Walshaw aus Halifax im Norden Englands. Der Spross einer reichen Familie interessierte sich wenig für die eigenen Mühlenbetriebe, sondern wollte lieber Rennen fahren. Anfang der 50er-Jahre fuhr er die Rallye Monte Carlo und die Rallye London-Kapstadt, und gewann im Jahr darauf ein Rennen in Silverstone in einem Lotus IV. 1956 fuhr er im XK140 die britische RAC Rallye und errang fünf Etappensiege. Im gleichen Jahr meldete er sich mit dem Jaguar in Le Mans an. Nach harten Rallyeeinsätzen und mehr als 32.000 Kilometern auf der Uhr brauchte PWT 846 etwas Zuwendung, um für das harte 24-Stunden-Rennen gerüstet zu sein. Also ging das Coupé zur Jaguar-Rennabteilung in die Browns Lane, für ein paar Anpassungen, aus denen schnell ein kompletter Rennumbau wurde.

Der zahme XK-Motor bekam einen Zylinderkopf und Nockenwellen von einem D-Type (als Leihgabe!). Zwei Zweizoll-SU-Vergaser brachten die Leistung auf 230 PS, kein großer Unterschied zu den 250 PS des D-Type. Das originale Overdrive-Getriebe musste einer eng abgestuften Viergang-Box weichen. Hinten gab es härtere Federn, und die Karosserie wurde durch den Wegfall der Stoßfänger und Motorhaube und Kofferraumdeckel aus Aluminium mit Lüftungsschlitzen deutlich leichter. Hinten wurden ein 137-Liter-Tank mit Schnellverschluss und die Batterie verbaut (aus Gewichtsgründen), während die Front Schlitze für die Kühlung von Motor und Bremsen erhielt. Der Umbau kostete 1200 britische Pfund, ein ziemlicher Aufwand, verglichen mit dem Neupreis des Autos von 1766 Pfund.

So gerüstet fuhren Walshaw und sein Freund Peter Bolton aus Leeds im englischen Norden den rennfertigen XK140 zum Londoner Flughafen Southend für den Transport nach Le Touquet und weiter auf der Straße nach Le Mans. Und wie Willie Green Jahre später in Le Mans feststellte: »Diese Jungs müssen sehr gute Fahrer gewesen sein, um den Jaguar so lange bei Geschwindigkeiten von bis zu 240 km/h in Le Mans zu fahren. Dazu diese alten Trommelbrensen mit den furchtbar schmalen Diagonalreifen – was für Könner!«

 

Text Mark Dixon // Fotos Michael Furman // Bearbeitung Nadja Gremmel


#28, Lancia, Stratos HF, Sandro Munari, Rallye Monte Carlo

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 28

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