#28, Fiat, 1500 A, Touring, Berlinetta
Klassiker

Fiat 1500 A Touring – Fair Lady aus Turin

Vorherige Story
Nächste Story

Der Karosserieschneider Touring machte aus einem einfachen Fiat 1500 A einen wahrhaften Aristokraten. Der gefiel Mussolini genauso wie seinen Gegnern. 

Ein zäher Stau in einem Vorort von Mailand ist nicht der richtige Ort für Selbstzweifel. Bloß nicht an die aggressiven Pendler oder die Selbstbeteiligung in der Versicherung denken. Besser einfach zurücklehnen und den Blick durch die flache Windschutzscheibe des Fiat 1500 A Touring über die V- förmige Motorhaube hinweg genießen und – sich dabei in der Historie dieses Autos verlieren. Dieser Fiat 1500 A Touring hat nämlich alles andere als ein alltägliches Leben hinter sich. Er wurde auf Geheiß eines reichen Industriellen gebaut, angeblich von Mussolini bewundert und von einem antifaschistischen Priester benutzt. Im Krieg stand er im Dienst der Alliierten, und einer Anekdote zufolge hat er sogar so was wie eine Motorsporthistorie. Und das alles in den ersten Jahren seiner Existenz – bis zu dem Punkt, an dem Italien sich aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs aufrappelte.

#28, Fiat, 1500 A, Touring, Berlinetta
Die Innenausstattung des 1500 A Touring ist typisch für die 30er-Jahre.

Dieses Auto ist kein gewöhnlicher Fiat, das steht fest. Genauso wenig wie das Auto, aus dem es hervorging. Das Basisfahrzeug mit 1,5-Liter-Sechszylindermotor wurde im November 1935 auf dem Mailänder Autosalon vorgestellt und läutete eine neue Designrichtung im Hause des Turiner Autogiganten ein. Die mittelgroße Limousine war technisch gesehen zwar Hausmannskost, ihre äußere Hülle stand aber dazu im krassen Widerspruch. Das neue Styling – geprägt vom damals angesagten stromlinienförmigen Look – war auf Basis von Windkanaltests mit maßstabsgetreuen Modellen entstanden und verkaufte sich in relativ großen Stückzahlen, mit kleinen Veränderungen sogar bis 1950.

Natürlich dauerte es nicht lange, bis Karosseriebauer den 1500 A neu interpretierten, allen voran die Carrozzeria Touring aus Mailand. Die Kooperation des wohl stilsichersten aller Karosseriebauer mit Fiat ist allerdings größtenteils in Vergessenheit geraten. Eigenartig, denn Touring hatte mit dem 508 Balilla – in Deutschland als Fiat-NSU vermarktet – einen Erfolg gelandet und später noch den exklusiveren 2800 eingekleidet. Heutzutage ist Touring eher für seine Zusammenarbeit mit Isotta Fraschini, Alfa Romeo, BMW und Aston Martin bekannt. Carlo Felice Bianchi Anderloni, Touring-Chef in zweiter Generation, erzählte in Giacomo Tavolettis Buch Il Signor Touring: »Ich wurde bei Treffen mit Automobilenthusiasten oft gefragt, ob Touring Karosserien für Fiat gebaut habe. Ich kann nicht verhehlen, dass mich diese Frage immer etwas verblüfft hat. Fiat hat nämlich eine wichtige Rolle in der Geschichte von Touring gespielt.«

 

Text Richard Heseltine // Fotos Lyndon McNeil // Bearbeitung Christel Flexney


#28, Lancia, Stratos HF, Sandro Munari, Rallye Monte Carlo

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 28

HEFT BESTELLENABO BESTELLEN

 


Vorherige Story
Nächste Story

Das könnte Sie auch interessieren

0 Shares