#34, Fiat 124 Spider, Abarth, Targa Florio
Klassiker

Fiat 124 Abarth – scharfes Gerät für den Rallyeeinsatz

Vorherige Story
Nächste Story

Der Fiat 124 Spider wurde in der Hexenküche von Abarth zum Rallyestar hochgekocht. OCTANE hat einen echten Fiat 124 Abarth auf der Targa Florio Classic in Sizilien auf Herz und Nieren getestet.

Wir sind auf einer Landstraße außerhalb eines kleinen Dorfes auf Sizilien. Es weht ein kalter Wind an diesem Morgen im April. Fotograf Olgun Kordal will in einer Kurve ein paar Bilder machen, also parken wir den Fiat 124 Abarth, während er sein Equipment zusammenholt. Derweil komme ich einem menschlichen Bedürfnis nach und suche dazu einen unterhalb der Straße verlaufenden Düker auf.

#34, Fiat 124 Spider, Abarth, Targa Florio
OCTANE-Autor Mark Dixon konnte die Rallye-Legende auf der Targa Florio testen.

Gerade will ich zurück auf die Straße, als mein Blick auf einen rostigen Gegenstand am anderen Ende der Untertunnelung fällt. Er sieht aus wie ein alter Tank mit einer X-artigen Prägung. In der Tat wird bei näherem Hinsehen deutlich: Es ist ein amerikanischer Spritkanister aus dem Zweiten Weltkrieg, mit stolzem USA-Aufdruck. Er muss aus dem Jahr 1943 stammen, als rund 7.500 alliierte Soldaten die Befreiung der Insel von deutschen und italienischen Truppen mit dem Leben bezahlten. Ich frage mich, was dieses rostige Relikt vor 74 Jahren, an einem Jeep festgezurrt, alles erlebt hat. Aber das ist Sizilien – Geschichte auf Schritt und Tritt.

EIN WICHTIGES KAPITEL während der friedvollen Epochen in der Geschichte Siziliens schrieb die Targa Florio. 1906 erstmals ausgetragen, wurde das Straßenrennen durch das bergige Hinterland 1977 eingestellt, nachdem bei einem Unfall zwei Zuschauer getötet worden waren. Ihren WM-Status hatte die Targa schon nach dem Rennen von 1973 verloren – auch dort war es bereits zu verhängnisvollen Zwischenfällen gekommen. Helmut Marko, bei der Ausgabe von 1972 Zweiter, beschrieb da schon das immer anachronistischer gewordene Spektakel als »totalen Wahnsinn«.

Doch die Targa war zu legendenumwoben und zu bekannt, um für immer aus der Welt des Motorsports zu verschwinden. Heute lebt sie in gleich zwei Nachfolgeveranstaltungen weiter: als Lauf zur italienischen Rallyemeisterschaft und – nach Vorbild der Mille Miglia – als Gleichmäßigkeitsfahrt für Fahrzeuge mit Baujahren vor 1977. Und eben für diese Targa Florio Classic treffe ich mich mit dem Besitzer des Fiat 124 Abarth am Abend vor dem Start zum Dinner. Kunsthändler Kenny Schachter, ein Amerikaner mit Wohnsitz London, ist so vernarrt in seine Klassiker, dass er sie sogar während der Arbeit bewundert. Überhaupt schaut er sie länger an, als dass er sie fährt. Bis auf eine kurze Episode mit einem, ja, 124 Spider im Alter von 17 Jahren besaß er vor Erreichen des dreißigsten Lebensjahrs sogar überhaupt kein eigenes Auto.

 

»Ich habe diesen Fiat für ’nen Appel und ’nen Ei gekauft, und schon auf dem Weg nach Hause blieb er liegen«, erzählt er. »Ich war noch ganz grün hinter den Ohren, konnte noch nicht einmal beurteilen, ob er rostig war. Danach hatte ich jahrelang kein Auto, denn in New York, wo ich wohnte, brauchte ich keins.«

Der 124 Spider, den Kenny hier in Sizilien vorfährt, ist definitiv nicht rostig. Es ist auch nicht irgendein 124, sondern eine der extrem seltenen Straßenversionen (Abarth Stradale), die Fiat 1972 zur Homologation des Autos in der FIA-Gruppe 4 baute. Von den 1013, die am Ende das Abarth-Werk verließen, ist dieses Modell das wohl am besten erhaltene und auch originalgetreueste. So wertvoll, dass sogar die Heritage-Abteilung von Abarth, die den Fiat 124 Abarth zertifizierte, Kenny ein Kaufangebot unterbreitete. Und jetzt sind wir hier, bereit, es über die Hügel der Insel zu scheuchen.

 

Text Mark Dixon  Fotos Olgun Kordel


#34, Ferrari, 500 Superfast, Britt Ekland

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 34

HEFT BESTELLENABO BESTELLEN

 


 

Vorherige Story
Nächste Story

Das könnte Sie auch interessieren

0 Shares