#31, Ferrari, 288GTO, Niki Lauda, Enzo Ferrari
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Ferrari 288 GTO – Enzos Geschenk an Niki Lauda

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Roter Renner zum Geburtstag: Formel-1-Weltmeister Niki Lauda erhielt 1986 einen eigens für ihn nachträglich gebauten Ferrari 288 GTO – als Geschenk von Enzo Ferrari.

Andreas Nikolaus Lauda steht als erster Name im Fahrzeugbrief für den Ferrari 288 GTO #58329. Der Österreicher war 1975, 1977 und 1984 Formel-1-Weltmeister – und bis heute der einzige, der auf Ferrari und McLaren den Titel holte.

Laudas Beziehung zu Ferrari begann Ende 1973. Mit einer starken Fahrt in Monaco im unterlegenen BRM hatte Niki Enzo Ferrari auf sich aufmerksam gemacht. Der nicht zögerte, neben Ferrari-Rückkehrer Clay Regazzoni noch dessen Ex-Stallkollegen zu verpflichten. Der kam an einem absoluten Tiefpunkt der Ferrari Formel-1-Geschichte – und brachte die Roten zurück in die Siegerlisten. Nach zwei Erfolgen auf dem 312 B3 folgte 1975 mit dem 312T der erste WM-Gewinn für die Squadra Azzurra seit 1964.

#31, Ferrari, 288GTO, Niki Lauda, Enzo Ferrari
Enzo Ferrari und Niki Lauda hatten eine besondere Beziehung.

Nach einem weiteren Titel 1977, dem Rücktritt vom Rücktritt und einer dritten WM-Krone, diesmal mit McLaren, kehrte Niki Nazionale 1986 noch einmal nach Maranello zurück: Diesmal nicht als Fahrer, sondern Berater. Und in dieser Funktion stand ihm ein Dienstwagen zu …

Lauda mochte das Konzept des 288 GTO, vor allem die von der Formel 1 inspirierte Twin-Turbo- Aufladung. Das Problem: Alle ursprünglich für die Homologation in der FIA Gruppe B benötigten 200 straßenzugelassenen GTO waren bereits gebaut und fest zugeteilt. Zwar hatte Enzo Ferrari mit seiner violetten Tinte den Bau weiterer 71 Zusatzexemplare für VIPs abgesegnet. Doch auch das letzte Modell der Zusatzcharge war bereits an einen langjährigen USA-Händler und Ferrari-Liebhaber gegangen. Lauda fragte nach, ob er nicht doch noch eine Order abgeben könne. Die Antwort: »Impossibile!«

Lauda, keiner der sofort aufsteckte, nutzte daraufhin seine Kontakte zu Fiat CEO Vittorio Ghidella. Und zugleich sah Enzo Ferrari eine Möglichkeit, dem von ihm so geschätzten Lauda einen (späten) Dank zu erweisen. Und so kam es, dass sechs Monate nach Auslaufen der Produktion im März 1986 GTO Chassis ZFFPA16B000058329 in Maranello fertiggestellt und vom Commendatore Ferrari himself abgenommen wurde. Eine große Geste, zumal der Bau des Nachzüglers abseits der Produktionslinie nicht gerade billig gewesen war.

Laudas Freund, der österreichische Autorevue-Journalist Herbert Völker, erinnert sich, wie er Lauda zur Abholung des Wagens begleitete: »Auch wenn die Beziehung Lauda-Ferrari seine Höhen und Tiefen hatte, hatte Niki vier oder fünf Jahre zuvor in Imola einen beidseitigen Wangenkuss bekommen. Von da an verbesserte sich das Verhältnis deutlich. Und nun schenkte ihm Enzo sogar gleich ein ganzes Auto!«

Lauda wollte den GTO persönlich in Italien abholen und dann auf eigener Achse zurück nach Salz- burg fahren – alles an einem Tag. Mit seinem Learjet ging es von Wien nach Bologna. Nach der Landung per Agusta-Helikopter weiter auf ein abgeschirmtes Flugfeld in Reggio Emilia. Völker: »Die Übergabe sollte geheim bleiben, weil sich Ferrari und Fiat die Kosten geteilt hatten. Obwohl es angebrachter gewesen wäre, das Ganze in Maranello vorzunehmen – mit noch mehr Küssen vom Chef –, war so zumindest die Exklusivität des Vorgangs gesichert. Italiener lieben es diskret, wenn es möglich ist …«

Völker hat die Fahrt auf dem Beifahrersitz gen Salzburg als zugleich »epochal« wie »schnell« in Erinnerung. »Als Journalist versuchst Du automatisch, die rohe Kraft und die donnernde Musikalität des 400 PS starken Bi-Turbo-V8 mit einem bildlichen Vergleich zu beschreiben. Es kam mir vor, als säße ich inmitten einer Herde wild davonstiebender Büffel. Ringsherum jagende Indianer und hinter uns 16 heulende Coyoten.«

Derweil musste Lauda laut Völker das Lenkrad fest mit beiden Händen greifen. »Schau, wie das Fahrwerk arbeitet?«, versuchte er laut rufend den Motorlärm zu übertönen. Wobei er unter »arbeiten« die direkten Rückmeldungen von der Fahrbahnoberfläche ins Lenkrad meinte. »Merkst Du, wie das Heck ausbrechen will?«, fragte der Weltmeister. Völker: »Ja, konnte ich, und wünschte zugleich, es nicht zu können.« Und wie war es sonst, mit einer Ferrari- Legende unterwegs gewesen zu sein? »Nun, man hat auf der Autostrada an jeder Zahlstation Freunde. Und jeder Tankstopp entwickelt sich zu einer kleinen Party. Es gibt keinen Italiener, der wegguckt, wenn Niki in seinem Blickfeld auftaucht.«

Text Joe Sacken // Fotos  Webb Bland // Bearbeitung  Thomas Imhof

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