#42, Ferrari, 275 GTS/4, NART Spyder, Steve McQueen
Klassiker

Ferrari 275 GTS/4 NART Spyder – Es gab nur zehn Exemplare

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Er gilt allgemein als einer der schönsten Ferrari aller Zeiten. Der 275 NART Spyder trat sogar in einem Klassiker des Kinos auf und war darüber hinaus unter der Bewerbung des siegverwöhnten North American Racing Teams auch auf der Rennstrecke erfolgreich.

#42, Ferrari, 275 GTS/4, NART Spyder, Steve McQueen
Extra für seinen Filmauftritt in “Thomas Corden ist nicht zu fassen” wurde der gelbe NART Spyder rot umlackiert.

Während der 275 GTB und die Viernockenwellen-275 GTB/4 Berlinetta dank eines ikonischen Haifischmaul-Designs von Pininfarina einen großen Wow-Faktor erzeugten, wirkte der von Aldo Brovarone entworfene 330 GTS im Vergleich dazu eher fad. Viele Ferraristi waren enttäuscht, nicht zuletzt der in Italien geborene US-Importeur und Gründer des NART-Teams, Luigi Chinetti. Ihm schwebte eher ein Cabrio im Stil des 275 GTB/4 vor, um seinen amerikanischen Kunden einen emotionsgeladeneren Nachfolger des 250 California anbieten zu können. Der sprichwörtliche Tropfen, der bei Chinetti das Fass zum Überlaufen brachte, war der 1965 erschienene Nembo Spyder. Ein unter Leitung von Tom Meade bei Neri & Bonacini in Modena aufgebautes Einzelstück, das die Linien des 275 GTB auf das Chassis des 250 GT Berlinetta SWB übertrug. Der Nembo machte mit seinem lang gestreckten, sinnlichen Karosseriekörper und der stark geneigten Windschutzscheibe des 250 LM in der Tat mächtig an. Er veranlasste Chinetti, bei Ferrari um das Okay für den Bau von 25 Exemplaren eines »275 NART Spyder« anzufragen.

Seine Idee war einfach: man schneide nur das Oberteil der Berlinetta ab – und man hätte das erwünschte Resultat. Die damals mit dem Ferrari Imperium eng verbundene Carozzeria Scaglietti würde die modifizierten Coupés vorbereiten und Chinetti würde sie vor Verschiffung in die USA bezahlen. Das Ergebnis war spektakulär: Das 275 GTB/4-Coupé war wie geschaffen für eine Spyder-Version: mit seiner extrem hübschen Form nicht weniger als die ultimative Nabelschau auf Rädern und demnach der perfekte Nachfolger für den California Spyder. Erstaunlicherweise war die Nachfrage dann aber eher verhalten, sodass am Ende nur zehn gebaut wurden. Eines ging nach Europa, die übrigen neun blieben in den USA.

Darunter das hier behandelte Chassis 09437. Es ist das allererste und brachte es mit seinem Auftritt im Film »The Thomas Crown Affair« (1968) sogar bis auf die Kinoleinwand. Nur dieses Auto und das folgende erhielten Alu- Karosserien; die übrigen solche aus Stahlblech. Nachdem 09437 nach Amerika gekommen war, wurde er – obwohl mitnichten für Renneinsätze konzipiert – sofort bei den 12 Stunden von Sebring 1967 eingesetzt. Genannt von Denise McCluggage, einer bekannten Motorjournalistin und Buchautorin, die den Vorläufer des Fachmagazins Autoweek gründete. Als zweite Fahrerin zum Einsatz kam Marianne »Pinkie« Rollo, geborene Wheatley, die manchmal auch unter dem Namen ihres ersten Ehemannes, Windridge, geführt wurde. McCluggage erzählte viele Jahre später, dass sich Enzo Ferrari bei Chinetti über die blassgelbe Farbe des Autos lustig gemacht habe: »Du hast ein Taxi gemacht«, unkte er.

NART-Techniker Roger Colson erzählt die Geschichte: »Das Auto kam im Winter 1966/67 am NART-Hauptsitz in Greenwich, Connecticut, an. Für Sebring brauchte man einen Überrollbügel, also fertigten wir einen an, zusammen mit vernünftigen Sicherheitsgurten. An weitere Änderungen kann ich mich nicht erinnern, vielleicht haben wir noch den Tank ausgetauscht. Als Boxentafel nutzten wir den Koffer- raumboden! Noch heute kann man an der Unterseite ein mit Kreide geschriebenes ‚IN‘ lesen.«

Der Ferrari startete für das  Northern Vermont Racing, weil im Jahr zuvor ein Auto des NART-Teams an gleicher Stelle in einen tödlichen Unfall verwickelt war. Aufkleber warben für den Benzinpartner CITGO, und in einem nach dem Rennen herausgegebenen Newsletter des Ölkonzerns fand sich ein Bild, auf dem McCluggage ihr damals neues Buch »Are You A Woman Driver?« Mario Andretti zeigt – der zusammen mit Bruce McLaren auf einem Werks-Ford GT40 MkIV das Rennen gewonnen hatte.

Lesen Sie die ganze Geschichte in OCTANE #42

Text Mark Sonnery  Fotos Jerry Wyszatycki  Bearbeitung Thomas Imhof

#42,McLaren, F1, Restaurierung

Diese Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 42

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