#29, Jaguar, E-Type, Eagle Spyder
Klassiker

Eagle Spyder GT – Kein E-Type für Jedermann

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Dieser getunte E-Type auf Oldtimer-Basis übertrifft alles, was Jaguar je zu erreichen versuchte. Andrew English untersucht die Philosophie hinter dem Eagle Spyder GT.

 Puristen und Pedanten bitte wegschauen! Hier gibt’s für euch nichts zu holen, denn dieser Eagle Spyder GT stammt aus dem Fantasy-Reich. Wo alternde männliche TV-Stars davon träumen, noch einmal mit einem roten Jaguar E-Type den Ku ́damm entlangzufahren, mit einer sie anhimmelnden Blondine in sexy Stiefelchen auf dem Beifahrersitz. Wo dieser E-Type, der Eagle Spyder GT, eine Million Euro kostet und als Gran Turismo ein Softtop hat.
#29, Jaguar, E-Type, Eagle Spyder
Auch bei genauerem Hinsehen schaut der Eagle Spyder wie ein “normaler” E-Type aus. Die Modifikationen bleiben meist unsichtbar.

Allerdings bot Jaguar in den 1960er-Jahren tatsächlich den »Jaguar E-Type GT Open Two-Seater« an. Und wir wollen an dieser Stelle auch Eagle nicht beschuldigen, den Preis von E-Types in die Stratosphäre getrieben zu haben. Trotzdem: Mit 100.000 Pfund oder knapp 120.000 Euro für einen Drophead der Serie II mit 4,2-Liter-Motor als Basis wird ein Eagle Sypder GT letztlich zu einem verdammt teuren E-Type: Der Umbau bei Eagle kostet ab 695.000 Pfund (ca. 825.000 Euro) plus Steuern. Ohne die zusätzliche Option eines speziell für Eagle hergestellten 4,7-Liter-Aluminium-Zylinderblocks von Crosthwaite & Gardiner, und ohne das in einem Gehäuse aus Magnesiumlegierung sitzende Differenzial für die Hinterachse des E-Type. Aber wie wär’s erst mal mit einer Testfahrt, bevor man sich dieser profanen Budgetbetrachtung hingibt? In der auf perfekte Weise unorganisierten Werkhalle in East Sussex – tiefste englische Provinz – erwarten mich zunächst eine Tour, dann ein Tee und schließlich der Spyder selbst, der mich, als er losschießt, zu Grouak-Tönen hinreißt. So weit, so gut. Boah, Mann. Immer langsam mit den jungen Pferden! Eagle? E-Type? Was ist hier los? Wir brauchen eine Rückblende durch die vergangenen Jahrzehnte 33 Jahre zurück ins Jahr 1984, als Eagle von Henry Pearman gegründet wurde, einem Sammler/Restaurator/Händler/Fahrer und ruhelosen Allrounder.

Eagle, spezialisiert auf Umbauten, Restaurierungen und generelle Verschönerungen, bezog Ende 1992 die heutige Betriebsstätte. Schon ein Jahr zuvor hatte die Firma von einem Privatmann den Auftrag erhalten, den »ultimativen E-Type« zu entwerfen und zu bauen. Hmm. »Ultimativer E-Type« … klingt irgendwie nach dem Hirngespinst eines Männermagazin-Herausgebers oder eines Designgurus. Doch das Auto, der Eagle 1, übertraf alle Erwartungen. Er beeindruckte so stark, dass schnell ein zweiter Auftrag folgte, dann ein dritter … momentan ist der 36. in Arbeit. Das Problem war, dass die Warteliste auf vier Jahre voll war und die Reichen sich nicht gerade durch Geduld hervortun.

Eines Tages wollte ein Amerikaner (na klar) mal etwas anderes haben. Der neue Kunde hatte Pearman bei einer Rallye kennengelernt, als der mit einem Porsche unterwegs war. Daher hatte Pearman den 356 Speedster im Sinn, als er dem Mann aus Übersee vorschlug, das Dach eines E-Type abzuschneiden, die hintere Cockpitbegrenzung neu zu gestalten und den Wetterschutz auf eine bloße Persenning zu beschränken. Brace schnitt sogar einen alten E-Type zu einem Prototyp zurecht, um zu sehen, ob Pearmans Idee überzeugen konnte. »E-Types sind von Natur aus so schön, das Risiko konnte ich einfach nicht eingehen«, sagt er.

Dazu kamen eine geflämmte Aluminiumkarosserie mit einer niedrigeren, aufrechteren Windschutz- scheibe und Modifikationen wie eine Servolenkung, ein hauseigenes Fünfganggetriebe samt Differenzialgehäuse … die Liste ist lang.

Text Andrew English // Fotos James Lipman // Bearbeitung Christel Flexney


#29, Ferrari, Dino, 308 GT4

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 29

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