Morgan 4/4 80th Anniversary Roadster
Klassiker

Drei Morgan 4/4 aus drei Jahrzehnten

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Text Mark Dixon  Fotos Matthew Howell

 

Jeder Kenner weiß, dass zum Fahrerlebnis mehr als Geschwindigkeit gehört. Ein schwächeres Auto mit schmalen Reifen um die Kurven zu scheuchen, kann mehr Spaß machen, als die Grenzen eines Supercars auszuloten. Ein perfektes Beispiel für diese Philosophie ist der Morgan 4/4, der in verschiedenen Varianten seit 1936, also seit über 80 Jahren gebaut wird.

Die Bezeichnung 4/4 bedeutet, dass vier Räder und vier Zylinder im Spiel sind. Die erste Vier mag einem überflüssig vorkommen, aber sie ist gerechtfertigt: Der 4/4 (bis zum Zweiten Weltkrieg 4-4 genannt, dann aus unbekannten Gründen geändert) war Morgans erstes Auto mit vier Rädern. Die Briten hatten ihren Ruf mit sportlichen und sparsamen Dreirädern erworben, doch in den 1930er-Jahren waren drei Räder einfach nicht mehr zeitgemäß. Ein weiterer Sargnagel für den Morgan Threewheeler war 1935 die Herabsetzung der hohen Kfz-Steuer in Großbritannien, die für alle Fahrzeuge galt, außer für die bis dato steuerlich bevorzugten Dreiräder.

Der 4-4 und nach dem Krieg der 4/4 bildeten bis 1950 das Standbein der Firma. Danach kam eine sportlichere Version mit größerem Motor auf den Markt, der Plus 4. Der Name hatte nichts mit einer höheren Fahrgastkapazität zu tun, sondern bezog sich auf die höhere Motorleistung. Er war natürlich teurer als der 4/4, verkaufte sich aber trotzdem besser: Auch für Morgan-Liebhaber sind Extra-Pferdestärken eine Verlockung.

Den 4/4 gab’s jedoch noch immer, und bis heute verströmt er eine sehr puristische Aura. Er ist schmaler als der Plus 4, und das Zusammenspiel des 1,6-Liter-Motors aus dem Ford Sigma mit dem Fünfganggetriebe des Mazda MX-5 verspricht ausreichend Geschwindigkeit und enormen Fahrspaß – besonders auf den serienmäßigen schmalen 165er-Reifen.

Zum 80. Geburtstag des Morgan 4/4 vor zwei Jahren brachte Mogan die gefällige »80th Anniversary Edition« heraus. Grund für uns, mit einem dieser Sondermodelle die englische Landschaft rund um den Morgan-Firmensitz in Malvern zu erkunden. Und um herauszufinden, wie sich dieser Klassiker in den letzten 80 Jahren entwickelt hat, haben wir zwei seiner Vorgänger, einen von 1937, den anderen von 1966, ausgeliehen.

Morgan 4/4 Roadster England Tradition Sportwagen
Zwischen diesen beiden Morgan liegen 30 Jahre. Die starken Veränderungen im Automobildesign sind an diesen Modellen nicht nur äußerlich fast spurlos vorübergegangen.

Perfekter Landstraßen-Räuber

Jede Ausfahrt braucht ein Ziel, und so beschließen wir, in dem Dörfchen Stoke Lacy in Herefordshire Halt zu machen, in dem die Familie Morgan im 19. und bis ins 20. Jahrhundert hinein lebte. Von Malvern sind es 30 Minuten bis nach Stoke Lacy. Ich lege sie im 4/4 von 1966 zurück, den sein amerikanischer Besitzer Chris Towner zur Verfügung gestellt hat. Mit dem 1,5-Liter Ford-Motor, der dezenten zweifarbigen Lackierung und den Scheibenrädern besitzt er eine fast zeitlose Patina. Wer sich nur wenig mit Autos auskennt, verbindet mit den Namen Morgan vor allem dieses Modell. Der Wasserfallgrill wurde 1955 eingeführt und wird bis heute verwendet.

Für große Menschen wie mich ist das 1966er-Modell ziemlich beengt: Das Lenkrad ruht auf den Oberschenkeln, die Schalensitze kneifen das Gesäß, und der Fußraum ist für meine Quadratlatschen auch zu klein. Jemand mit durchschnittlicheren Körperdimensionen hätte allerdings kein Problem. Doch alle nickligen Unannehmlichkeiten sind schnell vergessen, wenn sich der 4/4 auf einer herrlichen Landstraße als der perfekte Begleiter präsentiert. Er ist flott, wenn auch nicht schnell – bei 80 km/h dreht er bereits 3100 Touren –, und der bescheidene Ford-»Kent«-Vierzylinder erweist sich als ausgesprochen sanft und willig. Der Gangwechsel vollzieht sich mittels eines etwas bizarren Hebels unter dem Armaturenbrett, der ein gewisses Maß an Ziehen, Drücken und Wackeln erfordert – erfreulich kurze Schaltwege entschädigen dafür.

Und was hat es mit der berüchtigten harten Morgan-Aufhängung auf sich? Die ist natürlich Quatsch. Ja, der Wagen hüpft ein bisschen und auf Schlaglöcher reagiert er empfindlich, aber ansonsten ist das Fahrwerk absolut in Ordnung. Die Lenkung lässt dagegen etwas zu wünschen übrig, ……

 


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