Phil Hill in seinem Ferrari
Szene

Die Sache mit dem Guckloch

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OCTANE #10

 

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Text Bernhard Völker // Fotos Bernhard Völker (courtesy of brooom.com)

WELCHES PROBLEM HAT HIER FERRARI-PILOT PHIL HILL (USA)? WORAN WERKELN DIE MONTEURE? BASTELARBEIT? NOTREPARATUR?

Die Fahrzeuge, die in den 50er-Jahren bei Sportwagenrennen auftraten, hatten sich immer weiter von halbwegs verkehrstauglichen Produkten wegentwickelt und waren reine Rennmaschinen geworden – Boliden mit immer höherer Power, ohne jede Verbindung zu Serienprodukten. Dem versuchte die Automobilbehörde FIA etwas entgegenzusetzen. So wurde vor allem der Hubraum ab 1958 auf 3 Liter begrenzt, und ab 1960 galten noch weitere Regeln: Höhe der Windschutzscheibe mindestens 25 cm, sogar ein Kofferraum wurde vorgeschrieben.

Die Großfläche vor der Nase störte aber die Piloten von Anfang an: Wenn sie durch Öl, Regen oder Gummiabrieb verschmierte, konnte die Sicht erheblich behindert werden. Nach wiederholten Protesten genehmigte man schließlich zum 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1961 einen Kompromiss – einen Ausschnitt vor dem Fahrersitz. So kam es im Fahrerlager zu dieser Bildserie: Zuerst macht Hill deutlich, dass er nicht über die Scheibe schauen kann. Danach zeigt er an, wie breit die Aussparung werden soll (siehe Foto oben).

Phil Hill in seinem Ferrari mit vielen Männern um den Wagen herum
Die von der FIA vorgeschriebene Windschutzscheibe mit einer Höhe von 25 Zentimetern sorgte für Diskussionen (hier Phil Hill in seinem Ferrari): Regen, Öl und Gummiabrieb trübten auf ihr nämlich ganz schnell die Sicht.

Jetzt machen sich die Monteure ans Werk: Mit einem Elektrobohrer wird Loch neben Loch in die Plastikscheibe gebohrt. Und so hat nun der Amerikaner ‚freie Sicht‘. Kam er dann auch zu dem gewünschten Erfolg? Vor dem Rennen auf dem Ring gelten Ferrari und Porsche als Favoriten: Firmenchef Enzo hat sich endlich überzeugen lassen, dass bei Rennfahrzeugen dem Mittelmotor-Konzept die Zukunft gehört.

Seine roten Renner haben in diesem Jahr bereits die beiden ersten Weltmeisterschaftsläufe gewonnen – die zwölf Stunden von Sebring (Florida) und die Targa Florio auf Sizilien. Aber auch in Zuffenhausen darf man sich Hoffnungen machen: Auf kurvenreichen Kursen hatten die silbernen Wagen trotz geringerer Motorleistung schon große Erfolge erzielt.

NACH ETLICHEN PROTESTEN GENEHMIGTE MAN IMMERHIN EINEN AUSSCHNITT IN DER ÜBERDIMENSIONIERTEN WINDSCHUTZSCHEIBE

Im vergangenen Jahr war sogar der Weltmeistertitel in Reichweite gewesen. Noch dazu hat man hervorragende Piloten in der Mannschaft: Joakim Bonnier, Graham Hill und vor allem den Ausnahmefahrer dieser Jahre – Stirling Moss: vier Mal hatte er bereits die 1000 km auf dem Ring gewonnen! Für Ferrari starten die Teams Ph. Hill / Graf Trips, Gendebien / Ginther und die mexikanischen Brüder Rodriguez. Bei Halbzeit liegt der Hill/Trips-Wagen klar in Führung, doch jetzt zeigt die Eifel ihr typisches Gesicht: Regen, Kälte, sogar Schnee. Die Ferrari-Motoren stottern, Moss holt immer mehr auf – aber dann stoppt ihn ein Motorschaden. Kurz darauf rutscht Hill von der Bahn, und der Weg ist frei – für einen Maserati, gesteuert von den Amerikanern Masten Gregory und Lucky Casner.

Motorsport-Fotografien mit einzigartigem historischen Bezug, wie die hier gezeigten, sind Bestandteil des BROOOOM-Archivs und für Fotografie-Sammler in Galerie-Qualität zu erwerben unter www.broooom.com


 

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