#20, Fiat S76, Beast of Turin, 1911, Rennwagen
Klassiker

Das Biest von Turin, der unglaubliche Fiat S76 von 1911

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Fiat S76


Octane, #20, Fiat 76S, 300SL, Lancia Stratos, Uhrwerk Spezial, Italdesign Brivido, Porsche 917, LeMans, Citroen DS

 

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Text Mark Dixon // Fotos Matthew Howell, Stefan Marjoram

Vier Zylinder, 28,4 Liter. Mehr braucht man nicht zu wissen. Diese beiden Zahlen fassen die Dimensionen von Fiats Weltrekordauto S76 perfekt zusammen. Sie erklären auch, warum sein Wiederauftauchen nach fast hundertjähriger Abwesenheit von der Bildfläche so viel Rummel verursacht hat. Ein Video, das den Wagen mit feuerspuckendem Auspuff bei seiner ersten Parade nach der Restaurierung zeigt, ist im Internet zum Renner geworden. Kommentar eines Zuschauers: »Das hört sich an wie die Explosion einer Feuerwerksfabrik.«

Als Beifahrer wird man im Fiat S76 wortwörtlich weggeblasen, denn auf der linken Seite bekommt man die Auspuffgase, die mit unglaublicher Kraft und Lautstärke seitlich aus der Motorhaube donnern, am ärgsten zu spüren. Die Salven, die der monströse Motor ausstößt, gleichen einem Kanonenfeuer wie im Ersten Weltkrieg – der noch gar nicht begonnen hatte, als das Auto 1911 gebaut wurde. Es wurde bekannt unter dem Namen ‚Biest von Turin‘ – zu Recht.

Das große Interesse am Fiat S76 scheint Duncan Pittaway ein wenig zu irritieren. »Vielleicht bin ich mit diesem Projekt einfach schon zu lange beschäftigt«, sinniert er. »Mit dieser Reaktion hätte ich nie gerechnet. Bis vor Kurzem interessierte sich fast niemand für solche Autos.«

#20, Fiat S76, Beast of Turin, 1911, Rennwagen

Das ist jetzt anders, denn selbst aus dem exzentrischen Feld von Weltrekordveteranen sticht der Fiat S76 haushoch hervor. Fast wortwörtlich. Er ist kein ausgesprochen großes Auto – abgesehen von der Höhe –, die Tiefe des gewaltigen Motors verzerrt die Proportionen und lässt den Wagen riesig erscheinen. Doch der optische Eindruck ist nichts im Vergleich zu dem akustischen Spektakel, wenn der Motor gestartet wird. Damit ausreichend Treibstoff in den Ansaugtrakt läuft, müssen zunächst die an jedem Zylinder angebrachten Brennstoffvorfülltassen mit Benzin gefüllt und die Vergasernadel hin und her bewegt werden. Während das ein Mechaniker macht, zieht der Fahrer einen Hebel, um die Zylinder zu dekomprimieren. Der Hebel ist mit der Nockenwelle verbunden, die über zusätzliche Dekompressionsnocken verfügt und nach hinten gleitet, um die Nocken ins Spiel zu bringen. Sobald der Motor läuft, bewegt sich die Nockenwelle automatisch in ihre Betriebsposition zurück.

Ist der Fiat S76 erst erwacht, wackelt und rüttelt er auf seinen Federn durchaus furchteinflößend auf und ab. Die nervöse Energie lässt sich kaum zügeln, feurige Explosionen dringen in einem Trommelfeuer von alles übertönender Lautstärke durch die beiden Auspufföffnungen nach draußen. Nach einer der ersten Ausfahrten wunderte sich Pittaway über eine ganze Reihe schwarzer Flecken auf dem Boden hinter dem Auto – bis er herausfand, dass die Räder bei jeder Kolbenbewegung leicht durchdrehen.

Als Pittaway im Jahr 2002 das erste Mal mit dem Fiat S76 zu tun hatte, wusste er nicht viel darüber. Was er seitdem gelernt hat, hat ihn motiviert, den Ruf des Wagens wiederherzustellen. Über die Entstehung und die Leistung des S76 wurde seit den 1920er-Jahren immer wieder wenig sachkundig geschrieben. Anders als oft behauptet ist der S76 kein zusammengeschusterter Bolide mit Flugzeugmotor, sondern ein technisch fortschrittliches Meisterwerk, das mit hohem finanziellen Aufwand von einem der damals größten Automobilhersteller der Welt geschaffen wurde.

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